Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Brackwede, 31. August 1906
DEUTSCHER MONISTENBUND
JENA
Brackwede, 31. Aug. 1906
Sehr geehrter Herr Professor,
in der Kölnischen Zeitung stand vor etwa zwei Wochen ein längerer Artikel über den botanischen Garten in Buitenzorg, der in viele grosse Zeitungen übergegangen ist. Beim Lesen fiel mir sofort auf, dass viele Stellen ganz an Ihre Schreibweise erinnerten, trotzdem Ihr Name gar nicht genannt war. Ich schlug daher Ihre „Malayischen Reisebriefe“ auf und fand, dass ganze Abschnitte wörtlich Ihrem Buche ohne Quellenangabe entnommen waren. Darauf teilte ich der Redaction der Köln. Ztg. die Sache mit und machte sie darauf aufmerksam, dass sie als „Weltblatt“ einem Plagiator in die Hände gefallen sei, ich hoffte sie würden nunmehr eine Berichtigung bringen, in der Ihre Autorrechte gewahrt würden. Gestern erhielt ich seitens der Redaction den an sie gerichteten Brief des Verfassers jenes Aufsatzes geschickt. Es stellte sich heraus, dass der Schreiber der ständige Amsterdamer Correspondent der Kölnischen Zeitung ist, der allerdings || so feige ist nicht einmal seinen Namen zu nennen, auch nicht in diesem Briefe an seine Zeitung. Die Redaction nennt den Namen auch nicht. Der Herr bringt nun ganz faule Entschuldigungen vor, aus denen er erklären möchte, wie es kommt, dass Ihr Name gar nicht genannt wird. Ich habe an die Kölnische Zeitung zurück geschrieben, dass mich diese Erklärung gar nicht befriedige und dass ich von dem „Weltblatt“ am Rhein erwarte, es würde unverzüglich Ihre Autorrechte wahren. Andernfalls würde ich die Sache an einem anderen Orte zur Sprache bringen. Natürlich bin ich nun gespannt zu sehen, wie die biedere alte Tante in Koeln sich verhalten wird. Gewiss ist die Redaction mit dem Aufsatz resp. dessen Verfasser hereingefallen, aber von einer grossen Zeitung erwarte ich doch soviel Anstand in literarischen Dingen, dass sie die Sache berichtigt.
Ich darf wohl annehmen, dass ich in Ihrem Interesse gehandelt habe, wenn ich Ihre Rechte wahrnahm.
Mit bestem Gruß
Ihr ergebenster
Dr. W. Breitenbach