Breitenbach, Wilhelm

Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Brackwede, 6. Juli 1905

DR. W. BREITENBACH

BRACKWEDE, 6. Juli 1905

Sehr geehrter Herr Professor,

mit grossem Bedauern habe ich aus Ihrer Karte vom 3. d. M. ersehen, dass Sie einen Unfall an der Hand erlitten haben. Ich hoffe von Herzen, dass die Sache nicht schlimm ist und dass Sie keine dauernde Schädigung Ihrer Gesundheit dadurch erleiden.

Die Berliner Vorträge habe ich erhalten und ich sage Ihnen für das Buch meinen besten Dank. Wenn die Vorträge mir ja auch nicht gerade neues geboten haben, so habe ich sie doch mit grossem Interesse gelesen. Es war gut, dass Sie einmal die Wasmann-Affaire öffentlich besprochen haben. Das Einlenken der Kirche ist natürlich nur rein äusserlich und im Grunde sind die Pfaffen nach wie vor unsere erbittertsten Feinde. Sie || müssen es ja auch sein, wenn sie nicht Ihre Stellung unter den Gebildeten ganz verlieren wollen. Die Kirche, die die Entwickelungslehre rückhaltslos anerkennt, giebt sich damit selbst auf. Die Anpöbelungen, denen Sie in Berlin und in auswärtigen Zeitungen ausgesetzt waren, werden Sie nicht allzusehr geärgert haben, sie sind ja für Sie nicht neu. Auf der anderen Seite werden Sie dafür auch gesehen haben, dass Ihre und unsere Sache doch bereits viele Freunde und Anhänger hat. Möge ihre Zahl nur bald mächtig steigen!

Demnächst hoffe ich Sie wieder in guter Gesundheit anzutreffen und bis dahin verbleibe ich in alter Treue

Ihr dankbarer ergebenster Schüler

Dr. W. Breitenbach

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
06.07.1905
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6009
ID
6009