Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Odenkirchen, 17. Juli 1902
Dr. W. Breitenbach
ODENKIRCHEN, 17. Juli 1902
Sehr geehrter Herr Professor,
Herr Heinr. Schmidt hat mir am Montag das Vergnügen gemacht mich hier von Essen, resp. Düsseldorf aus aufzusuchen. Er hat mir bei dieser Gelegenheit von seinem Besuche bei Excellenz Krupp erzählt und von den naturwissenschaftlichen Interessen, die Herr Krupp hat, wovon in weiteren Kreisen wenigstens hier in der Rheinprovinz nichts bekannt ist. Ich freu mich im Interesse unserer Wissenschaft aufrichtig, dass ein solcher Mann ihr nahe tritt und erhoffe davon sehr viel Gutes. Herr Schmidt sagte mir, dass Sie im Monat August ebenfalls nach Essen kämen um mit Herrn Krupp verschiedene wissenschaftliche Fragen zu besprechen. Ganz besonders wichtig war mir von diesen der Plan eines phylogenetischen Atlas, von dem ich von Herzen wünschen will, dass er sich || mit Ihrer Hülfe verwirklichen lässt. Ich habe Herrn Krupp soeben die ersten Hefte meiner Darwinistischen Vorträge geschickt, von denen ich hoffe, dass sie ihn interessiren.
Vermuthlich werden Sie von Essen aus wol auch unserer Düsseldorfer Ausstellung einen Besuch machen. Wenn das der Fall ist, würde ich mich ganz besonders freuen Sie dort begrüssen zu dürfen. Wenn Sie mir das gestatten, bitte ich mir s. Z. nur eben mitzutheilen, wann Sie dort sind und wo ich Sie treffen kann.
Herrn Schmidt‘s Arbeit ist bis auf den letzten Bogen fertig und gefällt mir recht gut. Vielleicht darf ich also sagen: Auf Wiedersehen in Düsseldorf. Jedenfalls aber bleibe ich mit den herzlichsten Grüssen in alter Treue
Ihr ergebenster Schüler
Dr. W Breitenbach