Breitenbach, Wilhelm

Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Odenkirchen, 9. August 1900

WILH. BREITENBACH

DR. PHIL.

ODENKIRCHEN, DEN 9. Aug. 1900

Sehr geehrter Herr Professor,

Vor einigen Tagen erlaubte ich mir Ihnen den letzten Jahresbericht des „Naturwissenschaftlichen Vereins in Krefeld“ zu übersenden. Wenn Sie einen Augenblick auf die Durchsicht desselben verwenden, werden Sie erkennen, daß wir in dem Verein tüchtig arbeiten und uns bemühen, möglichst vielseitig zu sein. Auch für den kommenden Winter sind wieder viele interessante Vorträge in Aussicht genommen. Auch Dr. Römer, Ihr früherer Assistent hat einen Vortrag über seine nordische Reise zugesagt. So suchen wir hier mitten im Industriegebiet die Naturwissenschaft zu pflegen. Mit fällt dabei die Aufgabe zu, biologische Themata zu behandeln, da unter unseren Mitgliedern sonst Niemand ist, der Zoologe oder Botaniker ist. Ich gehe wol nicht fehl, wenn ich annehme, daß Sie diese Bestrebungen Ihre Sympathie nicht versagen. Dass ich mich bemühe, gerade darwinistische Gedanken in weitere Kreise zu tragen, versteht sich von selbst. ||

Wenn es Ihnen möglich ist, verehrter Herr Professor, mir während der grossen Universitätsferien einige neuere allgemeine oder zoologische Schriften zu leihen, von denen Sie vermuthen, dass Sie mich interessiren und zu meiner Weiterbildung beitragen, so würde ich Ihnen sehr dankbar sein.

In letzter Zeit habe ich mehrere Schriften über Ihre „Welträthsel“ gelesen, so von Prof. Baumann in Göttingen und Dr. R. Steiner. Recht schwach finde ich die populäre Schrift von Prof. Klaatsch in Heidelberg über „Grundzüge der Lehre Darwins“. Die Schrift soll allgemein-verständlich sein, ist es aber meiner Meinung nach nicht.

In der Hoffnung, daß Ihre Gesundheit noch immer gut ist, bleibe ich mit den herzlichsten Grüssen

Ihr dankbar ergebenster Schüler

Dr. W. Breitenbach

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
09.08.1900
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 5979
ID
5979