Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Odenkirchen, 28. Juli 1896
Odenkirchen, den 28. Juli 1896
Sehr geehrter Herr Professor,
Wie Sie aus dem einliegenden Briefe ersehen, den ich mir gelegentlich zurück erbitte, habe ich für den Naturw. Verein in Crefeld einen Vortrag über Medusen zugesagt. Ich wollte mir in dem Vortrag die Aufgabe stellen die Organisation der Polypen und Medusen im allgemeinen und den Generationswechsel beider zu erläutern. Dem Bewohner des Binnenlandes sind diese beiden Thierklassen so unbekannte und fremdartige Wesen, dass sich eine Schilderung derselben in einem grossen Verein wol lohnt. Soll ein derartiger Vortrag aber Erfolg und Interesse haben, so muss er durch viele Demonstrationen erläutert werden.
Als solche habe ich selbst eine Anzahl nach Ihrem Medusenwerk angefertigter Wandtafeln und sodann eine Anzahl gut conservirter Medusen aus Triest. Der Crefelder Verein, der 350 Mitglieder hat, besitzt einen Projectionsapparat, es handelt sich nun aber um Präparate für denselben. Giebt es für meinen Vortrag geeignetes Bildermaterial und wo kann man es haben? Ferner fehlen mir einige Tafeln zur Demonstration der Organisation von Polypen, wogegen ich mikroskopische Präparate von solchen selbst angefertigt habe. Endlich fehlt mir wenigstens eine Tafel mit einer Darstellung des Generationswechsels der Craspedoten. Da || Sie, hochgeehrter Herr Professor, an meinem Vortrag wahrscheinlich einiges Interesse nehmen, so erlaube ich mir die ergebene Anfrage, ob Sie mir vielleicht behülflich sein wollen, die angedeuteten Lücken in dem Demonstrationsmaterial auszufüllen.
Meine Vorträge in Crefeld haben immer sehr gefallen, ich halte sie alle selbstverständlich in darwinistischem Interesse und glaube durch dieselben unserer Sache nach besten Kräften zu dienen, da es mir leider nicht vergönnt ist, infolge äusserer Verhältnisse, eigene darwinistische Forschungen zu machen.
Um zu wiederholen, so fehlen mir also: einige Wandtafeln, einige Lichtbilder, resp. Präparate u. dgl. Für jede Unterstützung Ihrerseits würde ich Ihnen sehr verbunden sein.
In der Hoffnung, daß es Ihnen noch recht gut geht, bleibe ich in unveränderter treuer Gesinnung
Ihr hochachtungsvoll ergebenster dankbarer Schüler
Dr. W. Breitenbach