Richard Greeff an Ernst Haeckel, Marburg, 13. Oktober 1891
Marburg 13/X 91.
Lieber Freund!
Beifolgend erlaube ich mir Dir eine Anzahl (30–35 Exemplare) lebender Protohydra Leuckarti zu senden in der Hoffnung, daß es Dir von Interesse sein wird einmal die persönliche Bekanntschaft dieses merkwürdigen Urpolypen zu machen. Ich habe denselben in diesem Herbsta in Ostende nach 22 Jahren zu meiner Freude wiedergefunden und || bisher alle die Beobachtungen, die ich früher (Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie XX 1870) darüber mitgetheilt habe, bestätigen können: ein zweifelloser Einzelpolyp, der der Süßwasser-Hydra im Allgemeinen sehr nahe steht, aber völlig tentakellos ist und sich durch Quertheilung vermehrt. Hoffentlich gelingt es, diesesmal weiter zu kommen und namentlich über etwaige geschlechtliche Fortpflanzung Sicherheit zu erlangen. Sollte die Sendung nicht gut ankommen oder Dir zur Orientirung nicht genügen, so bin || [ich] gern bereit zu weiteren Sendungen, da ich im Besitz eines ziemlich reichen und täglich sich durch Quertheilung der Einzelthiere sich vermehrenden Materiales bin. Namentlich hoffe ich, daß Dir Quertheilungsstadien zur Ansicht kommen. Sollte das nicht der Fall sein, so bitte ich um Mittheilung und ich werde Dir dann gern einige Präparate darüber zusenden.
In der Hoffnung, daß es Dir und den Deinigen wohl geht in alter Freundschaft herzlich grüßend
Dein
R. Greeff.
a korr. aus: Herbs