Fulda, Ludwig

Ludwig Fulda [et al.] an Ernst Haeckel, Berlin, 23. März 1914

BERLIN, DEN 23. März 1914.

GOETHEBUND – BERLIN

Euere Exzellenz

Der Goethebund Berlin veranstaltet, wie Ihnen aus den Zeitungen bekannt sein dürfte, am 29. März Mittag ½ 12 im Blüthnersaal Lützowstr. 76 eine Protestversammlung, die gegen das geplante „Schaufenstergesetz“ Stellung nimmt. Durch diese Novelle zur Gewerbeordnung werden legislative Massregeln gegen „Schriften, Abbildungen oder Darstellungen in Schaufenstern oder selbst innerhalb der Verkaufsräume“ vorgesehen, sobald sie „Aergernis wegen sittlicher Gefährdung der Jugend geben.“ Der Goethebund sieht in solchen Vorlagen den Versuch, die berüchtigte „lex Heinze“ unter dem Vorwand des Jugendschutzes der Gesetzgebung einzuverleiben, und fordert zum mindesten, dass die Behörde ihr Eingreifen auf diesem Gebiet von den Entscheidungen eines künstlerischen Beirates, nicht aber von dem Ermessen kunstfremder Polizeiorgane abhängig macht.

Wir gestatten uns, Euere Exzellenz zu dieser Versammlung ganz besonders einzuladen und bitten, im Behinderungsfall uns auf schriftlichem oder telegrafischem Wege Ihre Uebereinstimmung mit unseren Forderungen ausdrücken zu wollen.

In vorzüglicher Hochschätzung

Der Vorstand des Goethebundes Berlin

die Vorsitzenden:

Dr. Ludwig Fulda | Grunewald | Miquelstr. 86

Prof. Dr. Alfred Klaar | Berlin | Brüderstr. 34/35

der Schriftführer:

Dr. Rudolf Fürst | Charlottenburg | Kantstrasse 118.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
23.03.1914
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 567
ID
567