Ritter, Paul von

Paul von Ritter an Ernst Haeckel, Frankfurt a. M., 21. April 1894

Frankfurt a/Main | „Hôtel Drexel“

21n April 1894./.

Hochgeehrter Herr Professor,

Ihre geehrte Zuschrift .v. 7n April 1894 habe ich das Vergnügen gehabt zu erhalten und mich herzlichst gefreut Ihren Wünschen betreffend die Ehrenbenennung der neuen Professur für Geologie und Paläontologie in Jena entgegengekommen zu sein. –

Gleichzeitig beehre ich mich Ihnen || die Mittheilung zu machen, daß ich die Deutsche Effecten- und Wechsel-Bank in Frankfurt a/Main Zeil 35 beauftragt habe Ihnen für die Veröffentlichung der australischen Forschungsreise des Herrn Professor Richard Semon Zehn Tausend R.M. Deutscher Währung, wie ich es seiner Zeit versprochen hatte, für meine Rechnung, gegen Empfangsbescheinigung zuzuschicken, damit:

1) der Grundcaßeetat von obigen 10.000 RM für die Veröffentlichung des genannten Werkes und die fünfjährigen 4% Zinsen aus diesem Capital, im Betrage von Zwei Tausend RM Deutscher Währung, als Zuschuß zur Veröffentlichung einer gefälligen, handlichen, billigen und populären Auflage des selben Werkes verwendet werden || möchten. –

Dagegen erbitte ich mir 3 (drei) Gratis-Exemplare dieses Werkes, wovon

Ein Exemplar an die Kaiserlich Russische Akademie der Wissenschaften zum Andenken an die Akademiker Caspar Friedrich Wolff und Carl von Baer, welche die ersten waren, welche das „omnus virum ex ovo“ wissenschaftlich bewiesen hatten. –

Ein Exemplar an die Kaiserlich Russische öffentliche Bibliothek in St. Petersburg zum Andenken an meine ehemalige amtliche Stellung in der höchst eigenen Kanzlei Seiner Majestät des Kaisers von Russland zur Annahme von Bittschriften und ||

Ein Exemplar an die Bibliothek der Kaiserlich Russischen Universität Dorpat in Livland, wo ich meine Studien absolvirte, jetzt schon, lieferungsweise, in meinem Namen zugeschickt werden möchten. –

In der Voraussetzung, dass diese meine ergebenen Vorschläge Ihre geneigte Zustimmung finden und mit dem Danke der ganzen gebildeten Menschheit dieselbe gegen die mittelalterlichen Vorurtheile der modernen Scholastiker geschützt und einer freudigeren Zukunft entgegengeführt zu haben, – begrüße ich Sie aufs Herzlichste und zeichne, –

Hochachtungsvoll,

Paul von Ritter

NB. Daß die Frauen und Mädchen den sogenannten „gereinigten Haeckel“ mehr lieben als diese theologischen und philosophischen Existenzen der Gegenwart und die verknöcherten deutschen Gelehrten || ist natürlich und beim Erscheinen einer neuen und nützlichen Idee von alters her immer so gewesen, weil dieselben auf der wahren Erkenntnisstufe des menschlichen Geistes mehr Gefühl als jene besitzen. –

Rittera

a Text weiter am linken Rand von S. 1: ist natürlich …besitzen. – Ritter

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
21.04.1894
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 53549
ID
53549