Ritter, Paul von

Paul von Ritter an Ernst Haeckel, Basel, 7. Mai 1886

Basel. | 8 Schärtlingasse 8

7 Mai 1886./.

Hochgeehrter Herr Professor,

Unter dem frischen und angenehmen Eindrucke Ihres liebenswürdigen Besuches in Basel erlaube ich mir, Ihnen mitzutheilen, daß ich Ihre geehrte Zuschrift v. 3 Mai 86./. erhalten und mich gefreut habe zu erfahren, daß Sie Ihr liebes Jena glücklich und wohlbehalten erreichten. – Die Beschreibung der I ordentlichen General-Versammlung der Goethe-Gesellschaft in Weimar habe ich bereits in der Frankfurter Zeitung mit der Mittheilung gelesen, daß Ihnen die Bearbeitung des naturwissenschaftlichen Theiles des Goethe-Nachlasses übertragen wurde. – Das Interesse, welches die hohen Herrschaften an der Erhaltung der classischen Tradition von Weimar und Jena nehmen und die Aufmerksamkeit, welche die erlauchten Persönlichkeiten Ihren epochemachenden Arbeiten zu schenken scheinen || hat mich auf‘s Höchste erfreut sowie der mir übermittelte hohe Dank mein Herz auf‘s Tiefste gerührt. – Bis jetzt ist meinerseits noch nichts geschehen was eine solche Auszeichnung verdiente. – Deshalb würde ich Sie freundlichst bitten alle officiellen Demonstrationen zu hintertreiben bevor nicht die besagte Angelegenheit rein und richtig abgewickelt und durch Herrn von Harnier, an welchen ich heute gleichzeitig schreibe, in legale Form gekleidet werde, da ich nicht weiß ob das Weimarsche Ministerium auf den Ihnen gemachten Vorschlag eingehen wird folgende mir gehörigen Werthpapiere mit den am Tage der Übergabe haftenden Zinscoupons, im Werthe von 130.000 RM, als Abschlagssumme auf das nach meinen Ableben auszuzahlende Legat im Betrage von 300.000 RM, anzunehmen: 20.000 RM 4% Bayerische Staats&Bank. || 20.400 RM in 4% Ludwigsh. Beux Pri.s 20.000 RM in 3½% Preuss. Consols 18.000 fl Oester. Währ. Mai Rente u. 15.000 RM in 3½% Hamburger Staats Rente, wodurch das besagte Legat auf 170.000 RM im Bestandte reducirt würde. ‒

Die Differenz zwischen dem von mir angenommenen Werthe von 130.000 RM und dem laufenden Börsenkurse dieser Papiere beruht auf dem Umstand, daß der Nießbrauch und Fruchtgenuß derselben sofort und nicht erst nach meinem Ableben eingetreten hat. –

Den Entwurf der Stiftungsurkunde, welchen Sie in Basel aufsetzten, schicke ich heute an den Herrn Justizrath von Harnier mit der Bitte denselben genau zu prüfen und mit dem Salbungsöl des Gesetzes in Einklang zu bringen. ‒

Genehmigen Sie mit meinen herzlichsten Grüßen, die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung und Ergebenheit. –

P v. Ritter

Was v. Harnier schreiben sollte, werde ich Ihnen sofort mittheilen. Mit den Büchern hat es keine Eile. Dank für die Anzeige der Schefferschen Broschüre. – Werde dieselbe mir kommen lassen.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
07.05.1886
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 53364
ID
53364