Ernst Haeckel an Paul Mauersberger, Jena, 23. Juli 1905
Jena 23.7.1905.
Geehrter Herr!
Das sinnreich ausgedachte Projekt Ihres großen Kunstwerkes ist, wie Sie selbst sagen, sehr schwer zu verstehen. Es ist mir unmöglich, mir davon nach Ihrer ausführlichen Beschreibung ein klares Bild zu machen. Aber auch wenn ich es sichtbar vor mir hätte, würde ich bei meiner mangelhaften technischen und artistischen Begabung mir nicht erlauben, darüber ein maßgebendes Urteil zu fällen. Ebenso wenig würde ich die von Ihnen gewünschte Bürgschaft dafür übernehmen und 1000 Mk. dafür deponieren zu [!] können. Auch wüßte ich Ihnen Niemanden zu nennen, der diese Bürgschaft leisten und für die Ausführung Ihres Kunstwerkes 3000 Mk. leihen würde. ||
Nach bester Überzeugung kann ich Ihnen nur den guten Rat geben, mit der mühsamen, kostspieligen und zeitraubenden Ausführung Ihres phantasievoll ausgedachten Kunstwerkes mehrere Jahre zu warten, bis Sie als geschickter Uhrmacher sich eine sichere Stellung verschafft und ein genügendes Vermögen erworben haben.
Da meine Zeit (im 72. Lebensjahre) überaus in Anspruch genommen ist, bedaure ich aufrichtig, Ihrem Unternehmen keine weitere Teilnahme widmen zu können.
Mit besten Wünschen
hochachtungsvoll
Ernst Haeckel.