Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an August Schenk [Jena, 15. März 1865]

Verehrter Freund!

Durcha Ihrenb gestern hierc eingetroffenen freundlichend Brief iste f mir die ehrenvolle Aussicht eröffnet, als Ihr College an der Würzburger Hochschule thätig zu sein. g

Sie können denken, daß es mir in hohem Maße erfreulich sein würde, meine akademisiche Laufbahn an derjenigen Universität fortsetzen zu können, anh der ich selbst i während eines Studiums von 6 Semestern j einen großen Theil meiner wissenschaftlichen Bildung erworben habe. Doch kann ich eine bestimmte Äußerung über die Annahme des betreffenden Lehrstuhls jetzt noch nicht abgeben, da ichk mit den Verhältnissen, die ichl m als Professor der Zoologie in Würzburg zun erwarten haben würde, noch ganz unbekannt bino.

p Wie ich q vernommen habe, hat der bisherige ordentliche Professor der Zoologie seinen amtlichen Wirkungskreis nur theilweis aufgegeben, und es würde meine Stellung in dieser Beziehung vielleicht nicht so unabhängig sich gestaltenr, als sie es hier bisher gewesen ist. Ich s mußt Sie daher vor Allemu v um gütige Auskunft über folgende Fragen w bitten:

1) Wird der zu berufende ordentliche Prof. der Zoologie dieses Lehrfach in seinem ganzen Umfange vertreten x dürfen? ||

2) Ist die Direction des zoologischen Museums mit dieser Professur verbunden?

5)y Sind die zoologischen Examina mit dieser Professur verbunden?

z

4)aa Welches Gehalt ist mit der ordentlichen Prof. der Zoologie und mit der Direction des zoologischen Museums verbunden?

3)bb Wie hoch beläuft sich der Etat, welcher zur Erhaltungcc und Vermehrung der zoologischen Sammlung ausgesetzt ist.dd

6) Sind außer diesen ordentlichen Einnahmen auch noch Facultäts Emolumente zu erwarten?

ee

Erst wenn ich über diese Punkte Aufschluß besitze, wird es mir möglich sein, die Bedingungen zu bestimmen, ff unter denen ich meine hiesige ganzgg unabhängige Stellung aufgebenhh und ii meinen bisherigen engeren mit einemjj neuen weiteren Wirkungskreis kk vertauschen können werde.

ll Daß es mir von hohem Werthe sein würde, die freundschaftliche Verbindung mit Ihnen, die mir von meiner Würzburger Studienzeit her noch in der angenehmsten Erinnerung ist, zu erneuern, brauche ich Ihnen nicht erst zu versichern.mm

Mit der Bitte, mich Ihrer verehrten Frau Gemahlin bestens zu empfehlen und freundschaftlichen Grüßen in unverminderter Hochachtung

Ihr ergebenster

Hkl.

a gestr.: Auf; eingef.: Durch; b korr. aus: Ihr, c eingef.: hier; d korr. aus: freundschaftlichen; e eingef.: ist; f gestr.: , der hat; g gestr.: erlaube ich mir, Ihnen folgendes privatim zu erwidern. Sie können; h eingef.: an; i gestr.: selbst einen großen Theil meiner wissenschaftl. Bildung verdanke und deren hoher Werth geistige Bedeutung ich; j an derselben schätzen gelernt habe. Wenn ich trotzdem eine bindende Zusage, den ehrenvollen Ruf anzunehmen, jetzt noch nicht geben kann, so geschieht das hauptsächlich, weil ich; k eingef.: einen großen … da ich; l korr. aus: mich; m gestr.: gegenwärtig als; n eingef.: zu; o korr. aus: sein; p gestr.: Ehe ich einen endgültigen Entschluß fassen kann, muß ich über die wichtigsten Verhältnisse der neuen Stellung orientiert sein.; q gestr.: früher; r mit Einfügungszeichen eingef.: gestalten; s gestr.: erlaube; t korr. aus: mir; u eingef.: vor Allem; v gestr.: Sie; w gestr.: zu; x gestr.: können; y korr. aus: 3,; z gestr.: 4, Welche Studenten haben sich dem Zoolog. Examen zu unterziehen?; aa gestr.: 5,; bb gestr.: 4, 6, Welche; cc gestr.: Conservation; eingef.: Erhaltung; dd eingef.: 3, … ausgesetzt ist.; ee gestr.: 7, Sind alle diese Functionen des betreffenden Lehramts unabhängig von den des bisherigen Prof. d. Zoolog.?; ff gestr.: welche Bedingungen ich bei für die Aufgabe; gg eingef.: ganz; hh mit Einfügungszeichen eingef.: aufgeben; ii gestr.: beim für den Übertritt aus; jj gestr.: den; eingef. einem; kk gestr.: werden zu stellen haben würde; ll gestr.: Wenn mir schon an und für sich die Hoffnung höchst erfreulich sein muß, derselben Universität, der ich als früherer mehrjähriger Schüler zu lebhaftem Danke verpflichtet bin, durch meine wissenschaftl. Thätigkeit als Lehrer diesen Dank bezeugen zu können, so erscheint mir diese Aussicht doppelt angenehm durch das zu erwartende collegiale Verhältniß zu Ihnen, den ich als Lehrer und Freund hoch zu schätzen so viele Gelegenheit gehabt habe.; mm eingef.: Daß … zu versichern;

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
15.03.1865
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Würzburg
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 53167
ID
53167