Finsterbusch, Ludwig

Ludwig Finsterbusch an Ernst Haeckel, Mülheim, 21. Oktober 1914

Lieber alter Freund! Famos, daß du die Klinge schwingst! Dein Vorgehen gegen die Engländer hat mich sehr gefreut. Die sind aber drüben über dem Kanal sehr schwerhörig u. ziehen ihre eigene Straße. Aber es ist immer gut, wenn ihnen die Wahrheit kräftig gesagt u. die erteilten Auszeichnungen vor die Füße geworfen werden. Sie bilden doch schließlich eine erbärmliche Sorte von zivilisierten Europäern, diese Inselbewohner. Wie würde ich mich freuen, wenn es erst gelingen möchte ihnen einen Besuch im eigenen Lande mit einem Armeekorps abzustatten; ich hoffe, daß ich das noch erlebe! – Du scheinst Dich wohl zu befinden, es beweist Dein kräftiges Vorgehn. Auch ich bin noch leidlich auf dem Damm, freilich nur in Geisteskräften. Meinem Sohn in Buenos Aires || geht’s mit seiner Familie gut; auch Helene, Frau Meyer in Kiel, befindet sich wohl u. strickt fleißig Strümpfe für die Soldaten in der Front. Es ist eine zwar schreckliche, aber erhebende Zeit, die ich bei meinen 89 Jahren noch mit erleben darf.

In Erinnerung an den Altenburger Damm hinter der Hütte und an Deine hohen Stelzer mit Gruß von Frau u. Tochter

Dein Ludwig Finsterbusch.a ||

a Text wiederholt quer zur Schreibrichtung: Finsterbusch

 

Letter metadata

Gattung
Empfänger
Datierung
21.10.1914
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 52391
ID
52391