Johanne Achgelis an Walter Haeckel, Rechtenfleth, 30. Oktober 1912
J & A
Rechtenfleth 30.10.12.
Sehr geehrter Herr Haeckel,
Gerne erfülle ich Ihre Bitte u. sende Ihnen was ich von Bildnissen Ihres Herrn Vater in Onkels Nachlaß vorfand.
Leider ist es nicht viel, vielleicht aber können Sie doch das eine oder das andere aus den 60. Jahren gebrauchen. Andererweitiges an Zeichnungen, Karikaturen etc. fand sich nicht vor, wird auch nie in Onkels Besitz gewesen sein. Sonst würden || wir uns dessen erinnern, der Onkel sprach u. zeigte docha stets gerne seine Erinnerungen aus der Zeit mit Ernst Haeckel.
Von einer Anfrage bei Müller-Brauel möchte ich abraten, das Ergebniß würde doch ein negatives sein, alles was er von diesen Sachen in Händen gehabt, hat er noch zu Onkels Zeiten wieder zurückschicken müssen. –
Sehr würde es mich freuen wenn sich zwischen den Briefen Ihres Vaters auch die von Onkel vorgefunden. Prof. Siebs, Breslau, Germanist gebürtig aus Bremen, s. Z. || einer der Wahlneffen No I der schon als Kind hier im Hause verkehrt, wird über Onkel schreiben. Von hier hat er viel Material mitgenommen, aber die frühesten Briefe an die alten Freunde, sind doch immer die wichtigsten. Wir haben uns viel Mühe gegeben den Briefwechsel von d. 50. Jahren an, zurück zu erhalten, aber nicht immer ist es uns geglückt; wenn die Freunde gestorben, war auch meistens die Korrespondenz vernichtet, wie viel Bedeutendes mag da oft zu Grunde gegangen sein. ||
Es wird Sie gewiß interessieren zu hören, daß das Marschenheim jetzt ein Allmers-Museum geworden, wohin alle Sommer Tausende wallfahren u. vielen zu Nutz und Frommen. So wirkt der Onkel weiter in dem was er mit unendlicher Liebe gesammelt u. geschaffen. –
Nun noch Ihrem Büchlein das beste Gelingen wünschend, grüßen meine Schwester u. ich Sie in freundlichem Gedenken.
Mit Hochachtung
Joh. Achgelis.
a eingef.: doch