Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Georg Goetz (Dekan), Jena, 26. Mai 1899

Jena 26.5.1899.

Decane maxime spectabilis!

Professor eloquentiae illustrissime!

Beifolgend übersende ich Ihnen die beiden Schreiben, welche Herr Dr. Koepert in Altenburg in Betreff der Ehren-Promotion Seiner Hoheit des Prinzen Moritz von Altenburg (Thronfolgers) am 2. Januar und 5. Mai an mich gerichtet hatte. Die philosophische Facultät hatte die Promotion h. c. am 7. Januar dieses Jahres beschlossen.

Hochachtungsvoll grüßend

Ihr ergebener

Ernst Haeckel.

[Beilage 1: Otto Koepert an Ernst Haeckel, Altenburg, 2. Januar 1899]

Altenburg SA. 2.I.99.

Hochverehrter Herr Professor!

Unterzeichneter erlaubt sich, an Sie, hochverehrter Herr Professor, mit nachfolgender Anfrage und Bitte zu wenden. Im Oktober dieses Jahres feiert nämlich Se. Hoheit Prinz Moritz, Ehrenmitglied der hiesigen Naturforschenden Gesellschaft, seinen siebzigsten Geburtstag. Da der Genannte an den Bestrebungen der Gesellschaft, sowie überhaupt an den Natur-|wissenschaften ein mehr als gewöhnliches Interesse stets bewiesen und in hiesiger Stadt anregend und fördernd gewirkt hat, so würde es für ihn gewiß die größte Freude sein, wenn er für seine Bestrebungen von der Altenburgischen Landes-Universität zum Doctor h. c. ernannt werden würde. Ich frage daher ergebenst an, ob die philosophische Fakultät aus sich selbst dieser meiner Anregung Folge leisten würde oder ob eine Art von Gesuch seitens der Naturforschenden Gesellschaft || der Angelegenheit förderlicher sein würde.

Indem ich mich Ihnen, hochverehrter Herr Professor, bestens empfehle, verbleibe ich

ergebenst

Dr. Koepert

[Beilage 2: Otto Koepert an Ernst Haeckel, Altenburg, 5. Mai 1899]

Altenburg, 5.V.99.

Hochzuverehrender Herr Professor!

Ihre geschätzte Mitteilung, daß die Jenenser philosophische Fakultät die Ernennung Sr. Hoheit des Prinzen Moritz von S. Altenburg zum Ehrendoktor beschlossen habe, hat mich sehr erfreut & danke ich Ihnen verbindlichst dafür. Ich bin auch überzeugt, daß auch S. Hoheit diese Ehre sehr hoch || schätzen wird. Was nun die Verdienste Sr. Hoheit um die Wissenschaft, speciell die Naturwissenschaft angeht, so kann es sich hier natürlich nicht um Verdienste im streng wissenschaftlichen Sinne handeln. Der Prinz hat ein reges Interesse für die Naturwissenschaften und Erdkunde, & sein Hauptverdienst ist es, daß er in dieser Richtung stets anregend gewirkt hat & bestrebt gewesen ist, naturwissenschaftliche Kenntnisse auch in weiten Kreisen zu verbreiten. Er hat, um die Benutzung der Biblio-||thek der Naturforschenden Gesellschaft zu fördern, den Katalog dieser Bibliothek auf seine Kosten drucken lassen & der Bibliothek selbst manches kostbare Werk geschenkt; er hat seiner Zeit die Errichtung meteorologischer Stationen im Lande angeregt, über deren Beobachtungen bei Gelegenheit einer gewerblich-landwirthschaftlichen Ausstellung große Tableaux Aufschluß gaben. Er hat die Sammlungen der Naturforschenden Gesellschaft, besonders durch Schenkung exotischer Vögel, bereichert, wie er auch seiner Zeit bei Errichtung des hiesigen Brehm-Schlegel-||Denkmals das Protektorat übernommen hatte & sich bei der Förderung dieser Sache sehr eifrig bemüht hat. Auch humanitaire Bestrebungen protegiert der Prinz. Er hat z. B. 1870/71 die Pflege der Verwundeten im Altenburger Lande organisiert & war (und ist es noch) der Landesdelegierte des Vereins vom Roten Kreuz. Sollten Sie noch irgend welche Auskunft bedürfen, so bin ich sehr gern bereit dazu. Mit den ergebensten Empfehlungen

Dr. Koepert

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
26.05.1899
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Jena
Besitzende Institution
UAJ
Signatur
UAJ, M 658, Bl. 2r-6r
ID
50484