Heinrich von Eggeling an Ernst Haeckel, Jena, 15. Februar 190
Der Kurator
der Großherzogl. und Herzogl. S. Gesamt-Universität
Jena.
No 366.
Hierzu 3 Anlagen.
Jena, den 15. Februar 1907
Hochverehrter Herr Professor!
Im Auftrage des Großherzoglich Sächsischen Staatsministeriums Departement des Kultus in Weimar beehre ich mich, den abschriftlich anliegenden Brief des Kaiserlichen Ministerresidenten in Caracas vom 17. vorigen Monats nebst 2 Anlagen zur gefälligen Kenntnisnahme vorzulegen, nach welchem Berichte die medicinische Fakultät der Venezolanischen Staatshochschule in ihrer Sitzung vom 15. vorigen Monats Euer Hochwohlgeboren zum auswärtigen korrespondirenden Mitgliede ihrer Akademie ernannt hat.
Da das Großherzogliche Staatsministerium die Rückgabe der Anlagen begehrt hat, bitte ich dieselben mir gefälligst wieder zugehen lassen zu wollen.
Zu der neuen Ehrung meine herzlichsten Glückwünsche aussprechend, verbleibe ich in aufrichtiger Verehrung
Ihr
ergebenster
Eggeling
Sr. Hochwohlgeboren
Herrn Professor Dr. E. Haeckel
hier.
[Beilage 1:]
Abschrift zu III b 2183.
Übersetzung. aus „El Constitutional“ vom Donnerstag, den 17. Januar 1907.
----------
Am letzten Dienstag wurde in außerordentlicher Sitzung der Nationalakademie für Medizin der berühmte Professor Ernst Haeckel, einer der größten Vertreter des modernen Gedankens und zur Zeit Vorsteher der positiven philosophischen Schule zum auswärtigen korrespondierenden Mitgliede ernannt.
Durch Aufnahme dieses hochgeschätzten Professors zählt unsere hervorragende Akademie drei berühmte Gelehrte, welche die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Welt auf sich gezogen haben, zu ihren Mitgliedern: Dieses sind Ramon y Cajal in Spanien, Metchnikoff in Frankreich und Haeckel in Deutschland.
Während der akademischen Sitzung las unser gelehrter wissenschaftlicher Redakteur Dr. Luis Razetti das Lob des großen Professors, welches wegen der von ihm hervorgehobenen ernsten Auslegungen auf dem Gebiete moderner Arbeit des berühmten deutschen Gelehrten sehr applaudiert wurde.
Die erwähnte Arbeit unseres Freundes Razetti wird demnächst in Heftform erscheinen.
Mit der Aufnahme des Gelehrten Haeckel als korrespondierendes fremdes Mitglied der Akademie für Medizin schreitet diese Korporation auf die höchste Stufe des Erfolges und bringt in bewunderungsvoller Ehrerbietung einem der größten Vertreter der modernen Wissenschaft einen gerechten Tribut dar.
----------
10080.
[Beilage 2:]
Aus
dem „El Constitucionale“
vom 17. Januar 1907.
[Zeitungsausschnitt mit Haeckels Reliefporträt von 1890]
III b, 2183/07