Trommershausen, Ernst

Ernst Trommershausen an Ernst Haeckel, Frankfurt am Main, 14. April 1908

Frankfurter Bezirksverein gegen den Missbrauch geistiger Getränke

Frankfurt a. M., den 14. April 1908.

Friedrichstr. 13.

An die noch lebenden Gründer des Vereins!

Im Herbst 1908 feiert der Deutsche Verein g. d. M. g. G. sein 25jähriges Jubiläum. In dankbarer Anerkennung der Verdienste des Vereins um das Wohl unseres Volkes und in der Absicht, seine segensreiche Wirksamkeit zu festigen und zu fördern, schlagen wir vor, eine Jubiläumsstiftung zu gründen, über deren Zweck der beiliegende Aufruf Aufschluss gibt.

Ein Ausschuss, gebildet aus Vertretern der Bezirksvereine und Frauengruppen, sowie aus hervorragenden Gönnern und Freunden des Vereins, soll die Sammlung veranstalten und hat uns mit der Geschäftsführung beauftragt.

In erster Linie hoffen und wünschen wir, dass dieser Aufruf von denen unterzeichnet wird, die sich einst um die Gründung des Vereins bahnbrechende und unvergängliche Verdienste erworben haben.

Dürfen wir Sie höflich bitten, dass Sie Ihren Namen wie einst für den Aufruf zur Gründungsversammlung vom 29. März 1883, so auch für den Aufruf zu der Jubiläumsstiftung zur Verfügung stellen? Diese Bekundung altbewährter Treue wird Ihnen selbst ein sympathischer Gedanke sein und den Erfolg des Aufrufs in weiten Kreisen sichern.

Wir bitten Sie herzlich, auf der beiliegenden Karte Ihre Zustimmung gütigst umgehend uns einschicken zu wollen.

Der geschäftsführende Ausschuss:

Frau General von Eichhorn, Exzellenz, Frankfurt a. M.; Frau Graubner, Frankfurt a.M.; Dr. Hallgarten, Frankfurt a.M.; Medizinalrat Heinemann, Cassel; Dr. med. Laquer, Wiesbaden; Geh. Ober-Med.-Rat Dr. Neidhart, Darmstadt; Professor Dr. Stein, Frankfurt a.M.; Frau Professor Dr. Trommershausen, Frankfurt a.M.

I.A.

Prof. Dr. Trommershausen ||

Aufruf.

An die Mitglieder und Freunde des Deutschen Vereins gegen den Missbrauch geistiger Getränke!

Im Herbst 1908 feiert der Deutsche Verein gegen den Missbrauch geistiger Getränke sein 25jähriges Jubiläum. Es ist unsere Aufgabe, durch die Festfeier selbst, deren Vorbereitung und Nachwirkung, unsere Bestrebungen in wirksamster Weise zu fördern.

Unser Verein hat sich in den letzten Jahren erfreulich ausgedehnt: die Zahl seiner Mitglieder hat sich nahezu verdoppelt (Ende 1903: 15 656 – jetzt mehr als 28 000), die Zahl seiner Bezirksvereine hat sich mehr als verdoppelt (Ende 1903: 66 – jetzt 136); ebenso die Zahl der Beamten in der Geschäftsstelle (1903: 5 Personen – jetzt 11).

Mit diesem Zuwachs an Bedeutung und Wirksamkeit unseres Vereins für das öffentliche Leben steigen auch die Anforderungen an den Verein von allen Seiten, denen er gerecht werden muss, wenn anders er seine Aufgaben hochhalten und lösen will.

Wir sind einig in der Ueberzeugung, dass unser Verein Grosses geleistet hat, aber noch viel Grösseres leisten muss.

Wir wollen dazu helfen, indem wir durch Gründung einer Jubiläumsstiftung obige Feier verschönen und eine dauernde Erinnerung an sie schaffen.

Wenn alle Freunde, Gönner und Mitglieder unseres Vereins – Männer, Frauen und Korporationen – ihr Scherflein dazu beisteuern, so kann und muss eine stattliche Summe zusammenkommen. Dann erst kann der Verein besondere unerwartet an ihn herantretende Aufgaben grosszügig lösen. Dann erst steht unser Verein nicht mehr in der Gefahr, wenn einmal vorübergehend ungünstige Verhältnisse eintreten, seine Arbeit einschränkena zu müssen. Dann erst ist unser Verein imstande, solchen Bezirksvereinen, welche unter schweren Verhältnissen arbeiten, die oft so nötige Beihilfe zu leisten, die Zahl der Redner und Rednerinnen für die oft so dringend gewünschten Vorträge zu vermehren etc. Dann erst ist endlich der Verein auch in der Lage, für seine Beamten in gesunden und kranken wie in alten Tagen so zu sorgen, wie es im Interesse der Erhaltung einer leistungsfähigen Beamtenschaft in der Geschäftsstelle dringend wünschenswert ist.

Welchen Aufgaben in erster Linie die Stiftung dienen soll, wird ihre Verfassung näher zu bestimmen haben.

Das deutsche Volk steht in entscheidungsschweren Zeiten. Kampf dem Alkoholismus mit all seinen unheilvollen Begleit- und Folgeerscheinungen! muss daher im folgenden Vierteljahrhundert der Vereinsgeschichte mit noch grösserer Energie und in noch weiterem Umfange wie bisher unsere Losung sein, um deutsches Familienglück, Gesundheit, Kraft und Tüchtigkeit zu erhalten und zu stärken.

Wir bitten deshalb alle unsere Mitglieder und Freunde herzlichst, nach Kräften mitzuhelfen, dass wir bei der Jubiläumsfeier unserem Vereine eine stattliche Spende überreichen können. Jedes Scherflein ist willkommen.

(folgen die Unterschriften.)

a korr. aus: einzuschränken

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
14.04.1908
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 48029
ID
48029