Köberlein, Paul

Paul Köberlein an Ernst Haeckel, Hermsdorf, 3. Januar 1909

Hermsdorf, d. 3./1.1909.

Hochgeehrter Herr Professor.

Herr Professor werden höflichst verzeihen wenn ich mir erlaube, Ihnen mit einem Schreiben zu belästigen.

Wie ich aus den Geraer Blättern ersehe, haben auch Sie Herr Professor trotz Ihres hohen Alters immer noch mit Ihren Wiedersachern und Feinden zu kämpfen indem Sie Ihnen nicht zur Ruhe kommen lassen, trotzdem Sie Herr Professor der Wissenschaft so große Dienste geleistet, nun am Ende Ihres Lehramts ausruhen können; Undank ist der Welt Lohn.

Doch nun zur Sache, indem ich mit wenigen Zeilen zur Aufklärung diene:

Ich Endesunterzeichneter bin vom Beruf Bäcker in Gera selbständig gewesen, durch unverschuldetes Unglück, Kündigung der Hypothek durch Todesfall bin ich von dem Erben um mein Haus und Geschäft trotz pünktlicher Zinszahlungen gebracht worden und gezwungen, mein Brod in der Fabrik zu verdienen, da ich gänzlich mittellos geworden.

Ich komme nun mit der herzlichen Bitte zu Herrn Professor, ob Herr Professor die große Güte haben und mir zu irgend einer Diener- oder Hausmannsstelle durch Empfehlungen behilflich sein wollten, damit ich aus der häßlichen Fabrik befreit werden und mich wieder empor arbeiten kann, ich würde Ihnen sehr dankbar sein; und Herr Professor würde ein gutes Werk tun. ||

Bin 40 Jahre alt, gesund, solid, unbestraft; und würde Herr Professor in mir einen aktiven, zuverlässigen Mann bekommen.

Hochachtungsvoll

ganz ergebenst

P. Köberlein.

Hermsdorf. (S. A.).

Wiesestrasse No. 8.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
03.01.1909
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 47721
ID
47721