Missiv des Dekans der philosophischen Fakultät, Rudolf Hirzel, Jena, 2. Dezember 1889
Philosophische Fakultät
der Universität Jena
Jena den 2ten Dezember 1889
Senior venerande!
Assessores gravissimi!
Von Herrn Collegen Pierstorff ist der Antrag eingegangen ein Schreiben folgenden Inhalts an den Senat gelangen zu lassen:
„Die philosophische Fakultät stellt an den illustren Senat den Antrag:
Der illustre Senat wolle der juristischen Fakultät gegenüber den Wunsch zum Ausdruck bringen, dieselbe möchte durch Einführung des Druckzwangs ihr Promotionsverfahren mit dem bei den übrigen Fakultäten beobachteten Verfahren in Übereinstimmung bringen, und weiter die juristische Fakultät, falls sie jenem Wunsche Folge zu geben nicht bereit sein sollte, veranlassen in der nächstfolgenden Senatssitzung die hierfür maßgebenden Gründe mitzutheilen.“
Diesen Antrag bringe ich hierdurch zur Abstimmung, indem ich gleichzeitig über denselben das Amtsgeheimniß proclamire.
Hochachtungsvoll
Hirzel d. Z. Dekan. ||
Decane maxime spectabilis!
Da der Antrag des Herrn Collegen Pierstorff die Beseitigung eines Übelstandes anstrebt, welcher dem Ansehen unserer Universität zu großem Nachtheile gereicht, erkläre ich mich mit demselben durchaus einverstanden.
Haeckel
ebenso Kluge
Ebenso Stickel
ebensoWinkelmann
Pierstorff
- Liebmann
Im Allgemeinen einverstanden. Da aber die theologische Fakultät ebenfalls nicht drucken läßt, so glaube ich, muß die Form geändert werden.
J. Thomae
Wie der Herr SeniorH. Gelzer
indessen die Angelegenheit von erheblicher Tragweite ist, und in der letzten Sitzung nur ein kleiner Theil der Facultisten anwesend war, gebe ich zu bedenken, ob es nicht raethlich erscheint, den Antrag auf die Tagesordnung des nächsten Consesses zu setzen.
Wie der Herr SeniorGoetz
Wie der Herr Seniorv. d. Goltz ||
Im Anschluß an die Äußerungen der Herren Collegen Thomae und Gelzer beantrage ich Conseß.
B. Delbrück
Zugleich bitte ich, daß der Herr Dekan die Güte haben möge, vertraulich zu ermitteln, wie es mit den theologischen Dissertationen steht.
D.
pr.R. Eucken
Stets gegen alle Neuerungen.O. Lorenz