Bartholomäus von Carneri an Ernst Haeckel, Krumpendorf am Wörthersee, 20. August 1901
Krumpendorf 20.8.[1]901
Hochverehrter inniggeliebter Freund!
Mit dem Schreiben geht es immer schwerer, nachdem es mit dem Lesen längst nicht mehr geht, aber ich sehe ein Bißchen die Zeilen, u. was ich so zusammenkritzle kann [man] meist noch lesen. Darum kann ich dem Versuch nicht widerstehn Ihnen in diesen Tagen meiner u. meiner Kinder Grüße || von hier zu senden, wo ich vor 8 Jahren mit Ihnen so glücklich gewesen bin.
Wir haben hier im [näch]sten Brief aus Insulinde geschwelgt. Man kann nicht hinreißender schildern. Möchten Sie [sich] noch viele Jahre Ihrer vollen geistigen Frische erfreuen!
Mir geht es wohl recht elend aber meine Heiterkeit || ist [die] alte u. ich [freue] mich kindisch auf das baldige Erscheinen meines Dante.
Zwei Wochen bleibe ich noch hier. Dann bringen mich meine Kinder nach Marburg u. [sie werden] hierauf noch auf ein paar Wochen hierher zurückkehren.
Aus ganzer Seele
Ihr
unwandelbarer
Carneri