Missiv des Prodekans der philosophischen Fakultät, Ernst Haeckel, Jena, 10. März 1874
Senior venerande!
Assessores gravissimi!
Herr Wilhelm Heinzelmann, Prediger und Gymnasiallehrer in Halberstadt, bewirbt sich um die Promotion in absentia. Die vorgeschriebenen Bedingungen sind sämmtlich erfüllt. Die vorgelegte Abhandlung über Augustinus‘ Lehre von der Unsterblichkeit der Seele ersuche ich Herrn Collegen Fortlage gefälligst zu beurtheilen.
Hochachtungsvoll
Jena, den 10. März 1874.
Haeckel
der Zeit Prodecan.
Beschluss:
Promotion
13/3
Hkl ||
Decane maxime spectabilis!
Die Abhandlung des Herrn Heinzelmann enthält den wohl gelungenen Versuch einer systematischen Darstellung der Lehre des Augustinus von der Unsterblichkeit und Immaterialität der Seele, wie sie in seinen früheren Schriften, besonders De immortalitate animae und De quantitate animae enthalten ist. Besonderer Fleiß ist verwandt auf die Wiedergabe der dialektischen Begründung, den Nachweis ihres engen Zusammenhangs mit den Schriften des Plato und Plotin und ihre Vergleichung mit den in den Retractionen über dieselben Themata vorgetragenen zum Theil abweichenden Ansichten. Die Urtheile der verschiedenen geschichtlichen Compendien über Augustinus als Philosophen werden einer verständigen Kritik unterworfen, und der interessante Punkt einer nahen Berührung des Augustinus mit Descartes in Betreff des Cogito ergo sum in sorgfältige Erwägung gezogen. Die Arbeit darf daher zum Behuf einer Promotion in absentia für vollkommen druckwürdig erklärt werden.
Hochachtungsvoll
Fortlage
Hiernach für die PromotionSnell
EbensoStickel
- E. E. Schmid
- A. Geuther
- Nipperdey
- Hildebrand
- Delbrück
- C. Bursian
- Moriz Schmidt