Missiv des Prodekans der philosophischen Fakultät, Ernst Haeckel, Jena, 27. Februar 1874
Senior venerande!
Assessores gravissimi!
Herr cand. theol. Gustav Gerth, Lehrer an der Realschule I. O. in Leipzig, bewirbt sich um die Promotion in absentia, eventuell in praesentia Die vorgeschriebenen Bedingungen sind sämmtlich erfüllt. Die vorgelegte Abhandlung De Israelitarum Sacerdotio ersuche ich Herrn Collegen Stickel gefälligst zu beurtheilen.
Hochachtungsvoll
Jena, den 27. Febr. 1874.
Haeckel
der Zeit Prodecan.
Beschluss:
Promotion
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Decane maxime spectabilis,
Herr Gerth hat die Geschichte des hebräischen Priesterthums vom Standpunkte der radicalsten Kritiker, besonders im Anschluß an Greif, bearbeitet. Er trägt nicht weniges vor, dem ich nicht beistimme, hält manches für wahrscheinlich oder beweisend, dessen Unhaltbarkeit leicht einzusehen ist; aber im allgemeinen bietet er eine fleißige und gründlich eingehende Arbeit, deren zu kühne Behauptungen auch bei sonst ausgezeichneten Schriftstellern vorkommen, und so bin ich dem Druck der Abhandlung und der Promotion des im Alten Testament wohl bewanderten Verfassers nicht entgegen, unter der Voraussetzung, daß er den Styl sorgfältig verbessert und Ausdrücke, wie „fabulae“, „fabulosae“, von biblischen Erzählungen gebraucht, tilgt. Zwischen ausgeschmückten Volkssagen und fabulae ist noch ein großer Unterschied.
Stickel
Für die Promotion Snell
- Nipperdey
- E. E. Schmid
- Hildebrand
- Moriz Schmidt
- A. Geuther
- Delbrück
- Fortlage
- C. Bursian