Carneri, Bartholomäus von

Bartholomäus von Carneri an Ernst Haeckel, Marburg an der Drau, 14. Oktober 1899

Marburg 14. X. 99.

Geliebter und verehrter Freund!

Nur ein paar Zeilen, die um eine Postkarte bitten, die mir – ohne alle Details – sagt, was Sie sich gethan, und wie es Ihnen geht? Die „Neue Freie Presse“ sagt nur: Bei einer Gebirgspartie vom Maulthier gefallen und nach Rom gebracht.

Daß Sie sich in Rom befinden, hab’ ich vor vier Tagen durch Frl. delle Grazie || erfahren. Ich hätte Sie aber dort in Ruhe gelassen, und nur die Notiz in der Zeitung läßt mich nicht schweigen. Für Ihr herrliches Buch, an dem ich nasche, so gut ich kann, hab’ ich Ihnen nach Jena gedankt. Wie ich den Gott erledigt habe, schreibe ich wieder.

Bin wohl ein armer Teufel: so ein Buch zu lesen, ist mir unmöglich. Mir geht’s schön langsam immer elender, || aber noch immer geht’s nicht über meine Kraft. Das hat einem in meinem Alter zu genügen, zumal meine Kinder, die Sie herzlichst grüßen lassen, sich prächtig befinden.

Hoffentlich geht’s bei Ihnen in Jena allen erträglich.

Sie im Geiste – in unserm Geist – umarmend

Ihr treuer

Carneri

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
14.10.1899
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 4723
ID
4723