Bartholomäus von Carneri an Ernst Haeckel, Krumpendorf am Wörthersee, 4. August 1897
Krumpendorf 4. VIII. 97.
Hochverehrter und geliebter Freund!
Nur um eine Karte bitte ich Sie, die mir sagt, wie es Ihnen u. Ihren Lieben geht? Ich habe Ihnen auch nichts Neues mitzutheilen, denn ich lebe ganz thatlos dahin. Allein ich weiß, daß es Sie freut, wenn ich Ihnen sage, daß es meinen Kindern nicht besser geh’n könnte und daß wir in treuer Anhänglichkeit Ihrer gedenken.
Kindisch freut es mich, Sie hier gehabt zu haben, und bei meinem || jetzigen Nichtsthun ist es mir ein wahres Labsal, Sie mir hier vergegenwärtigen zu können u. oft stundenlang mit Ihnen zu plaudern. Ich kann Sie prächtig reden hören.
Die Schwäche nimmt bei mir zu; sonst geht es mir nicht schlechter als im vorigen Jahr und der Humor ist der alte. Ich lebe aber nur mehr in meinen Kindern, und geht’s denen gut, so bin ich wunschlos.
Aber ein Anliegen hab’ ich doch, eine Frage, die Sie mit zwei Worten beantworten können. Haben Sie letzthin in Neapel das vom Director des zoologischen Instituts erfundene Boot ohne Motor gesehn? Wir kennen ausführliche Beschreibungen u. wollen nur wissen: ob Sie es geseh’n haben und was Sie davon halten?
Und damit drücke ich an mein ebenso treues, als altes, Herz, grüße Sie vielmals im Namen der Meinen, immer
Ihr
Carneri