Haeberlein, Ernst

Ernst Haeberlein an Ernst Haeckel, Pappenheim bei Solnhofen, 31. Mai 1886

Hochverehrtester Herr!

Wenn ich mir hiermit die Freiheit nehme Euer Hochwohlgeboren anliegend naturgetreue Abbildungen aus meiner für die Wissenschaft hochinteressanten Petrefakten-Sammlung vorzulegen, so erlaube ich mir zugleich die ergebenste Frage, ob es nicht in der Möglichkeit läge, daß durch Ihre hochgeneigte gütige Fürsprache und Empfehlung diese herrliche und seltene Perle für die Universität Jena erworben werden würde?

Wie ich gelesen habe ist dieser Universität ein beträchtliches Kapital von Seite des Herrn Paul von Ritter a zu naturwissenschaftlichen Zwecken letztwillig vermacht worden, und daher möchte ich nicht versäumen Euer Hochwohlgeboren auf meine unvergleichlich schöne und große Sammlung aufmerksam zu machen die sehr viele exquisite Kabinetstücke von || großer Seltenheit enthält, wie Euer Hochwohlgeboren theilweise aus nur einigen beifolgenden Bildern zu ersehen belieben. Weder in München noch sonst wo, befinden sich Pterodaktylen und Chelonien von so vollendeter Schönheit! –

Im Falle einer hochgeneigten Berücksichtigung wäre eine baldige persönliche Durchsicht meiner Sammlung höchst wünschenswerth, und wären Euer Hochwohlgeboren zu diesem Zwecke gastfreundlich von mir eingeladen mit der Vorausversicherung, daß Hochdieselben durch eine so seltene Erwerbung, wozu sich nicht leicht wieder eine Gelegenheit finden dürfte, nur die größte Anerkennung zu Theil werden würde! –

Ich bitte höflich um hochgeneigte sehr schätzbare Mittheilung. Mit der vollkommensten Hochachtung hat die Ehre zu verharren

Euer Hochwohlgeboren

ganz ergebenster

Ernst Haeberlein.

Pappenheim, bei Solnhofen

den 31. Mai 1886.

a gestr.: letztwillig

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
31.05.1886
Entstehungsort
Signatur
A 46594
ID
46594