Bartholomäus von Carneri an Ernst Haeckel, Graz, 29. Mai 1882
Gratz 29. Mai 1882.
Mein hochverehrter Freund!
Ihre Karte hat mich riesig gefreut. Sie ist mir von Wildhaus nach Wien geschickt worden, wo der Reichsrath eben zu Ende ging. Ich habe sie aber nicht gleich beantwortet, weil ich früher mit Baron Königsbrun Rücksprache pflegen wolltea. Gestern Abend war ich bei ihm, und er wäre bereit, den August – nur im September ist er an seine Schüler gebunden – bei mir || mit Ihnen zuzubringen. Gehen Sie darauf ein, und Sie machen mir eine unbeschreibliche Freude. Bequemer haben Sie es gewiß, denn Raum habe ich genug. Und fehlt auch bei Wildhaus Wildbach’s Bach, so kann ich Ihnen dafür mit der Drau aufwarten. Da läßt sich’s Baden nach Herzenslust.
Morgen fahre ich nach Hause, und zähle die Tage, bis Ihre Antwort kommt. Nichtwahr, Sie werden mit Königsbrun in Wildhaus malen? Daß Sie von der Reise befriedigt sind und Ihre Lieben || gesund angetroffen haben, freut mich, wie wenn sich’s um mich handelte.
Ich muß schließen; daher in aller Eile, aber ebenso herzlich als eilig, in wahrer Verehrung
Ihr
dankbar ergebener
B. Carneri
a eingef.: wollte