Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Groß Brütz, 17. August 1917.

E. V. CROMPTON | JAGDHAUS GR. BRÜTZ | BEI SCHWERIN I. M.

POST WITTENFÖRDEN

17.8.17

Hochverehrte Excellenz,

also ich traf noch Abends um ½ 11 in Schwerin ein nach mannigfachen Hindernißen u. Hetzereien und wurde mit dem Wagen von meinem Mann abgeholt. Ich war sehr froh als ich wieder im Jagdhaus war bei meinem lieben, kl. Trautchen – das kleine Dingelchen hat sich diesmal arg gebangt – sie wird eben immer verständiger. Sie hat sich sehr über Alles gefreut – ganz besonders aber über die schönen Märchenbücher die Sie, lieber, guter Herr Geheimrat, als ihr lieber Adoptivgroßvater, ihr geschickt haben. ||

Große Freude und Bewunderung lösten aber Ihre herrlichen Aquarelle aus, die Sie so gütig waren, mir zu schenken. Innigsten Dank, vor Allem aber noch für Ihre so liebe Gastfreundschaft und die wunderschönen Malausflüge. Es waren unvergeßliche, köstliche Stunden, die ich mit Ihnen verleben durfte –

Doch wie geht es Ihnen nun, lieber, guter Herr Geheimrat? Hat Ihr Prof. Sie nun untersucht? Was hat er Ihnen verordnet? Digitalis od. Digalen? Strophantus? Bitte schonen Sie sich doch recht und tun Sie alle Verordnungen. Es warten doch so viele Patienten auf Sie u. vor Allem noch soviel Schönes im Paradies, wenn Sie Ihre schönen Krystallseelen vor Allem || die lieben, kleinen Schneeseelchen, beendet haben werden.

Ich bin Ihnen auch so dankbar für Ihre so lieben, belehrenden Erklärungen, die Sie mir über Alles gegeben haben und für all das Schöne, was Sie mir gezeigt haben.

Trautchen freute sich auch herzlich zu dem Colibri aus Ihren Kunstformen, den ich ihr auf ihr Lätzchen stickte.

In Weimar zeichnete ich noch schnell das Gartenhäuschen von der andern Seite, so daß das Ihre links auch noch mit herauf kommt; doch beeilte ich mich schnell wieder zum Bahnhof zu kommen, um ja nicht den Zug zu versäumen. Weil ich die ganze Zeit bis Halle jedoch so eingekeilt im Gang nichta stehen konnte, setzte ich mich auf || mein Gepäck, was jedoch die Tasse, die ich für meinen Mann mitbringen wollte, nicht vertrug, sondern kaput ging. Darum bitte ich Sie, sehr geehrter Herr Geheimrat, doch Ihrem Mädchen zu erlauben, mir bei Gelegenheit eine neue zu besorgen, nach einliegender Beschreibung u. für eingelegte 3.- Mk.

Ihnen, von ganzem Herzen auf’s Innigste u. Wärmste nochmals dankend, Alles Gute und Liebe wünschend, mit bester Empfehlung von meinem Manne, einem herzlichsten Küßchen von Trautchen, bin ich stets u. immer

Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen treu u. innig dankbare

Elli von Crompton

als „Adoptivtochter“

P. S. Lieber Herr Geheimrat, eine Bitte hätte ich noch, sollte mein erster Brief an Sie, Febr. 1908 vielleicht noch in Ihrem Besitze sein, so bäte ich Sie herzlich, denselben zu vernichten, da er soviel private Einzelheiten enthält, die sonst ganz ohne Interesse sind.

a eingef.: nicht

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
17.08.1917
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4543
ID
4543