Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Grunewald, 3. August 1916.

Berlin-Grunewald, Charlottenbrunnerstr. 4

3.VIII.16.

Hochverehrte Excellenz,

recht aufrichtig und innig möchte ich Ihnen noch einmal von hier aus, lieber, guter Herr Geheimrat, danken für die köstlichen Stunden, die ich mit Ihnen verleben durfte, ebenso für Ihre herzliche, gütige Gastfreundschaft.

Es waren herrliche Tage, vom Wetter und Umständen gleich günstig beeinflußt und bin ich meinem Schicksal und Ihnen so recht von Herzen dankbar dafür.

Ich hoffe nur, daß Ihnen die Überan-||strengung auf dem Montagswege nach der Universität nichts geschadet hat.

Ihr Mädchen Olga wird Ihnen hoffentlich bestellt haben, hochverehrter Herr Geheimrat, wie unangenehm es mir war, daß ich das Zeichenpapier nicht bezahlen konnte, da die alte Frau im Laden von Walter erstens das Papier allein nicht vorsuchen konnte und zweitens absolut nicht wußte, was es kostete, sondern es zu Ihnen schicken wollte, da ich zuerst auf Ihre gütige Veranlassung hin gesagt hatte, Sie schickten mich. Sie sind mir hoffentlich nicht böse darüber und teilen mir freundlichst mit, was Sie verauslagt haben dafür.

Die Zeit war auch so knapp, daß ich || garnicht einmal mehr zu Frommann kam, um mich nach dem empfohlenen Sternenbuch zu erkundigen, das Sie mir a genannt.

Doch nun schicke ich Ihnen endlich eine Reinschrift über unseren köstlichen Ausflug nach Burgau mit der Bitte, dieselbe beliebig zu verwenden und Änderungen daran vorzunehmen. Die Stelle aus Eckermann erschien mir zu lang; ich füge das Weitere einzeln bei. Ich bitte Sie nur, das fehlerhafte Tippen zu entschuldigen, da die Übung noch nicht arg ist.

Sehr würde ich mich freuen, wenn Sie etwas zufrieden damit wären.

Nun noch eins, sehr verehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, wenn ich für das besprochene Porträt die Steinzeichnung von Bauer verwenden sollte, so müßte ich || doch wohl die dazu die Erlaubnis desselben haben, da es doch eine Original-Zeichnung ist, was bei Photographien unnötig ist. Glauben Sie, daßb man dieselbe erhalten würde und möchten Sie es [in] die Wege leiten, oder wie denken Sie darüber? Das Maß bekomme ich wohl noch?

Ach es war doch ein herrlicher Tag, als wir zuerst in der Universität das Bild des Bismarcktages bewunderten; ich hernach im Angesichte des „Bären“ Ihren köstlichen Erinnerungen lauschen durfte aus jener großen Zeit. Welch reiches Leben ist Ihnen doch beschieden! Dann noch der Zufall des Zusammentreffens mit dem damaligen Oberbürgermeister; – es doch merkwürdig. –

Auf der Rückreise erwischte ich noch ein Plätzchen, von Naumburg aus sogar ein ganz gutes. Noch einmal be-||grüßte ich von Weitem das liebe Goethe-Schloß von Dornburg und dann ging es heim nach dem garnicht schönen Berlin.

Doch hier erwartete mich mein Mann, der zu meiner großen Freude „Klein-Trautchen“ mitgebracht hatte. Die Wiedersehensfreude der Kleinen war unbeschreiblich – sie schlang ihre Ärmchen um mich – und war nicht zu bewegen, loszulassen, sodaß ich sie eine lange Weile tragen mußte.

Nach den 2 Tagen des Ausruhen’s und köstlichen Genießen’s in Jena, sitze ich jetzt wieder in schönstem Wirrwarr und Hetze drinne.

Was werde ich erst aufatmen und froh sein, wenn wir erst glücklich in unserem neuen Mecklenburger Heim angelangt sein werden.

Hoffentlich bringt mir die von Ihnen, || lieber, guter Herr Geheimrat, beabsichtigte Empfehlung an den Herzog Glück, ebenso mein Trautchen, woran ich immer glaube.

Noch eine Bitte – darf ich mich gegebenenfalls auch Anderen gegenüber als Referenz auf Sie berufen?

Die Tage waren sehr schön – nur leider viel zu kurz – ich hätte so gerne noch eine Menge mit Ihnen, lieber, guter Herr Geheimrat – durch gesprochen.

Auch sollte ich mir ja eigentlich noch 2 Ihrer so wunderherrlicher Aquarelle aussuchen dürfen – dazu langte es auch nicht mehr.

Doch nun leben Sie recht herzlich wohl, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, in dem kleinen Aufsatz habe ich einfach E. H. gesagt, weil || ich doch Hr. Geh. Rat nicht sagen sollte, und Hr. Prof. mir wiederum so kalt und fremd vorkam. Sie sind hoffentlich nicht bös darüber, doch bitte ändern Sie es ganz nach Belieben.

Eine herzliche Empfehlung von meinem Manne und ein dankbares Grüßchen und Küßchen von Klein-Trautchen für die liebe Karte an sie.

Mit nochmaligem, allerherzlichstem Dank für Alles, mit innigstem Gruß, Alles Liebe und Gute, stets und immer

Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen stets treu und dankbar ergebene

Elli von Crompton.

a gestr.: empfohlen; b eingef.: daß

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
03.08.1916
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4518
ID
4518