Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Grunewald, 17. April 1916.

Berlin-Grunewald, Charlottenbrunnerstr. 4

17.4.16.

Hochverehrte Excellenz,

bald naht wieder Ostern – und da möchte ich Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, die herzlichsten Frühlingsgrüße dazu senden. Hoffentlich haben Sie den Winter gut überstanden und gehen dem neuen Frühling hoffnungsfroh entgegen.

Im lieben Jena fängt es wohl auch schon an zu blühen und zu grünen. Ich ließ so lange nichts von mir höre, da ich so arg in Sorgen und Harren saß – doch jetzt scheint es sich zu bessern, indem mein Mann für seine Fabrik vorgestern den ersten direkten Heeresauftrag bekommen hat. Nun wird es hoffentlich doch noch || vorwärts gehen. Ich selbst habe verschiedene kleine Miniaturen nach Originalen im Kaiser-Friedrich-Museum zu malen. Ich bin sehr froh darüber, besonders da dieselben bis jetzt zu großer Zufriedenheit ausgefallen sind. Doch habe ich mir dabei mein Auge so überanstrengt, (da die Originale ziemlich ungünstig hängen, sehr groß und nachgedunkelt sind) daß ich ein paar Tage aussetzen muß.

Einliegendes Bildchen von Trautchen sende ich Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, das Dingelchen wird immer lieber, ein heiteres Sonnenscheinchen! In nächster Woche, am 26.4. wird sie schon 2 Jahre, wie die Zeit vergeht – und doch nichts Gutes bringt. Ostern ist nun schon schon [!] zum 2. x da und noch immer keine Friedens-||aussicht. Wann und wie wird er werden?

Mit herzlicher Freude las ich, daß Ihr Neffe auch mit dem Eisernen I. ausgezeichnet wurde – Hoffentlich haben Sie immer gute Nachrichten von Ihren Lieben.

Ist Ihre herzige Enkeltochter Else noch bei Ihnen? Bitte einen herzlichen Gruß an dieselbe.

Wie weit ist das Strahlinge=Werkchen gediehen? Es war Ihnen doch sicher eine große Freude – und nun wird es bald warm und schön – da geht es wohl wieder an’s aquarellieren. Ich bin schon recht gespannt darauf.

Doch nun, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, leben Sie herzlichst wohl, Alles Gute und Liebe Ihnen und hoffentlich bringt uns das ersehnte Frühjahr, den erwünschten Frieden || doch noch – denn wir leiden doch jetzt wirklich alle furchtbar unter dem schrecklichen Krieg – man spürt es von Tag zu Tag mehr. – Herzlichste Grüße, denen sich mein Mann auf’s Herzlichste anschließt, bin ich stets und immer

Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen stets treu und innig dankbar ergebene

Elli von Crompton

P. S. Frau Trenn-Blume schrieb mir vor cirka 8 Tg. (die ich vor 7 J. kurz bei der Darwin-Feier durch Sie kennen lernte) und richtete mir Grüße von Ihnen aus, für die icha Herrn Geheimrat herzlich danke; vielleicht sucht mich dieselbe nach Ostern 1 x auf.

[Beilage: Porträtpostkarte]

Trautchen“ am 2. April 1916 | Berlin-Grundwald, Charlottenstr. 4

[egh. Notiz Haeckels:]

Ostpreuss. Findelkind, 2 Jahre alt

1914 von Frau Ella von Crompton adoptiert

a eingef.: ich

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
17.04.1916
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4514
ID
4514