Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Grunewald, 15. Februar 1916.

Berlin-Grunewald, Charlottenbrunnerstr. 4

15. Februar 1916.

Hochverehrte Excellenz,

auch ich möchte Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, zu Ihrem morgenden Geburtstage meine und meines Mannes aufrichtigste und innigste Glückwünsche sagen. Von ganzem Herzen hoffe ich, daß Sie den Tag gesund und frisch antreten möchten und angenehm mit Ihren Lieben zusammen verleben. Ihre älteste Enkelin weilt doch noch bei Ihnen?

Diesmal nahe ich mich Ihnen beschämt mit leeren Händen und bitte Sie || lieber, guter Herr Geheimrat, mir nicht böse zu sein, daß ich auch nicht die kleinste Arbeit Ihnen gemacht habe. Jedoch bin ich seit dem Weihnachtsfest aus Sorgen und Arbeit nicht heraus gekommen und weiß auch heute kaum, wo mir eigentlich der Kopf steht. Es sieht vorläufig noch Alles so schwarz und unsicher aus, daß man noch gar keinen richtigen Ausweg sieht. Krankheit war im Hause und außerdem große Verluste, so daß mein Mann, um noch etwas retten zu können, eine kleine Fabrik selbst übernehmen mußte, darum mußte er aber seine Verwaltungstätigkeit hier aufgeben, sodaß auch noch die freie || Wohnung wegfällt. – Wenn ich da nicht als einzigen Sonnenstrahl unser kleines herziges Trautchen hätte – das sich immer lieber und netter entwickelt und mit einer rührenden Liebe und Vertrauen an mir hängt.

Doch nun hoffe ich, daß es Ihnen, lieber, guter Herr Geheimrat, wengistens besser geht, daß das schöne Strahlinge-Werk schöne Fortschritte macht und Ihnen, sowie Ihrer lieben Enkelin, die ich herzlich zu grüßen bitte, viel Freude bereitet. Haben Sie auch gute Nachrichten von Ihrem Enkeltöchterchen?

Nun soll es ja auch draußen wieder tüchtig vorwärts schreiten. || Heute sind ja die Bahnen alle für Güter gesperrt, wegen der Vorbereitungen im Westen. Hoffentlich macht der U-Boot Krieg am 29. wieder lustige Fortschritte.

Doch nun leben Sie herzlich wohl, lieber, guter Herr Geheimrat, bitte grüßen Sie Ihre Lieben herzlich von mir. Alles Gute und Liebe Ihnen für Ihr neues Lebensjahr mit der bescheidenen Bitte, mir auch weiter ein kleines Plätzchen in Ihrem gütigen Herzen zu gönnen. Viele innige Grüße bin ich stets und immer

Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen stets treu und innig dankbar ergebene

Elli von Crompton

Trautchen sendet auch ein herzliches Grüßchen.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
15.02.1916
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4513
ID
4513