Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Groß Brütz, 12. Februar 1916.

E. v. Crompton | Jagdhaus Gr. Brütz |bei Schwerin i. M.

Post Wittenförden

12. Febr. 1916.

Hochverehrte Excellenz,

die allerinnigsten und besten Wünsche möchte ich Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, zu Ihrem Geburtstage am 16. sagen. Möchte der Tag und das ganze Jahr Ihnen recht viel Freude bringen, vor Allem recht bald einen „deutschen“ Frieden, der hoffentlich nicht allzulange auf sich warten läßt, wenn der verschärfte U. Boot Krieg nicht wieder gestört wird. Dies Amerika ist doch unerhört – immer wieder erlebt man in diesem entsetzlichen Weltkriege || eine noch größere Gemeinheit. Dieser Wilson – der immer die Humanität im Munde führt und dabei Waffen liefert. Nun hoffentlich bleiben wir eisern und zeigen ihnen Allen die echte deutsche Faust.

Einliegendes kleines Aquarell zeigt Ihnen meine neue Heimat, hoffentlich macht Ihnen das kl. Bildchen etwas Freude. Im Frühjahr hoffe ich Ihnen noch mehr dazu aus der Umgegend schicken zu können.

Haben Sie eigentlich das kleine Einschreibepaketchen erhalten, das ich Ihnen am 27. Jan. sandte. Inhalt etwas Geburtstagskuchen von Trautchen und etwas „Kindernahrung“ f. Suppe.

Eine kleine Baumkuchentorte habe ich Ihnen gebacken, die Ihnen hoffentlich schmecken wird. Doch sollen „Einschreibe-||pakete“ neuerdings in Wittenförden verboten sein. Nun will ich mich telef. heute früh gleich noch erkundigen (augenblicklich ist es Nachts 3 Uhr) ob die Bestimmung auch für Gr. Brütz od. Schwerin gilt. Wenn ja, dann warte ich mit dem Abschicken der kl. Torte noch u. schicke Ihnen nur p. Brf „eingeschrieben“ d. kl. Aquarell.

Nach Lützow kann ich vor der Hand leider auch nicht fahren, da die Züge eingestellt sind wegen „Kohlemangels“. Sehr schade um die Anregung u. Abwechslung. Doch kam dafür Mittwoch die kl. Gräfin mit ihrer Erzieherin im Wagen zum Kaffee angefahren, um Trautchen kennen zu lernen und brachte ihr allerhand Schönes mit. Die beiden spielten hernach reizend zusammen der Länge lang auf dem Teppich, wenn die kl. Grf. aufstehen wollte, hielt Trautchen sie an einem Bein fest u. rief „Wendel, nicht aufstehen, || weiter pielen.“

Mittwoch reist der alte Major Bach wieder ab. Für April habe ich bereits 4 Anmeldungen jetzt im Ganzen. Von einer Gutsbesitzerstochter u. einer Frau Kreisarzt L. Euler aus Pinneberg (Holst.) Ich freue mich sehr.

Ihr Porträt macht jetzt gute Fortschritte. Ich hoffe es, in 14 Tg. fertig zu haben. Gerne würde ich es Ihnen im März noch (vor dem 1. April, weil ich von da ab durch meine Pensionärinnen gebunden bin) persönlich überbringen mit anderem. Wenn es Ihnen angenehm wäre mein Besuch, so bäte ich um Bescheid. Unser Burgau-Artikel ist doch noch immer nicht erschienen? Ihr kl. Patchen, das riesig interessiert die Fortschritte bei dem Bildniß ihres geliebten „Großpapa Haeckel“ beobachtet sendet Ihnen ein herziges Geburtstagsküßchen, mein Mann beste Wünsche und Empfehlungen.

Alles Gute und Liebe stets und immer mit einem ehrfurchtsvollen Handkuß

stets Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen treu und dankbar ergebene Adoptivtochter

Elli von Crompton

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
12.02.1916
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4512
ID
4512