Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Grunewald, 22. März 1914.

Berlin-Grunewald, Charlottenbrunnerstr. 4

22. März 14.

Hochverehrte Excellenz,

herzlichsten und aufrichtigsten Dank Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, für Ihre lieben, mich so hoch beglückenden Zeilen, in denen Sie mir die freudige Mitteilung der Geburt Ihres ersten Enkels und „Stammhalter’s“ machen.

Recht innige, aufrichtige Glückwünsche dazu und daß Sie noch recht viel Freude an dem ersten Enkelsöhnchen haben möchten, das hoffentlich ein recht würdiger Träger des großen Namens werden wird.

Vor Allem danke ich Ihnen aber recht herz-||lich für die gütige Übersendung des Exemplar’s „Was wir Ernst Haeckel verdanken“ und der Broschüren. Es freute mich sehr zu hören, daß mein kleiner Aufsatz Ihren Beifall gefunden hat. Hoffentlich wird das interessante Buch auch viel von Feinden, und Gegnern besonders in höchsten Kreisen gelesen, und redressirt deren falsche Ansicht, daß die „Welträtsel“ schädigend wirken, sondern erkennen, was für weitgehende Wirkungen auf Cultur und Fortschritt dieselben haben und sehen auch den veredelnden, guten, läuternden Einfluß derselben ein. Ich wünschte nur, daß die Bücher nicht so teuer wären, sodaß sie mehr in’s Volk eindringen könnten und dadurch der großen Masse zugänglich wären. ||

Es können meiner Ansicht nicht genug Dokumente gesammelt werden, um eben dem Volk zu zeigen, daß Excellenz nicht nur der große Mann, der bahnberechende Wissenschaftler sind, sondern der Mensch, der auch ein Lehrer, Wohlthäter, Beglücker und ein väterlicher Freund nicht nur seines Volkes, sondern der Menschheit ist.

Es tut mir sehr leid, daß Sie, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, jetzt neben der Freude nun auch die Last der endlosen Briefschreiberei haben. Ich wünsche Ihnen nur von Herzen, daß der Berg jetzt wirklich etwas zusammen schmilzt. In Anbetracht dieser großen Verpflichtungen bin ich Ihnen ganz besonders innig dankbar für Ihren so lieben, langen Brief. Nur bedaure ich || herzlich, Ihnen nicht im Geringsten helfen zu dürfen und Ihnen wenigstens etwas ein klein wenig meine unendliche Dankbarkeit bezeigen zu können.

Sehr, sehr freue ich mich auch schon auf den Frühling und den kommenden Sommer, daß ich Sie, hochverehrter, liebster, guter Herr Geheimrat, dann wieder besuchen darf und herzerfreuende, mich unendlich glücklich machende Stunden bei Ihnen verleben darf. Hoffentlich vergeht die Zeit schnell, ich zähle jetzt schon die Wochen!

Mit meinem Bilde im Museum bin ich jetzt fertig und hat es die volle Zufriedenheit des Bestellers gefunden.

Ich freue mich, daß es Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin besser geht und bitte derselben meine besten Empfehlungen zu sagen.

Ihnen, lieber, guter Herr Geheimrat, Alles Liebe und Gute, mit den herzlichsten Grüßen, denen mein Mann sich auf’s Beste anschließt, und aufrichtigstem Dank für Alles stets

immer Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen stets treu und innig dankbar ergebene

Ella von Crompton

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
22.03.1914
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4489
ID
4489