Bockelmann, Friedrich

Friedrich Bockelmann an Ernst Haeckel, Rudolstadt, 25. September 1906

R. 25.IX.06.

Hochgeehrter lieber Herr Professor!

Freundlichen Dank für Ihre gütigen Zusendungen, insbesondere für Ihr mir dedicirtes neues Bildniß, welches mich ganz besonders erfreute; wie Ihnen vielleicht erinnerlich ist, besitze ich eine Collection, beginnend mit der Photographie aus der Würzburger Studentenzeit, (die von Ihrem Freunde Engelcken stammte) und die folgenden Conterfeits der verschiedenen Lebensalter.

Unsere Jugendgötter waren Humboldt (Kosmos), Darwin, Liebig, Büchner, Moleschott, Schleiden, Burmeister, de la Beche (Schule der Geologie) etc. – als jüngster Gott damals „Ernst Häckel“ dessen Werke || u. A. generelle Morphologie, wir in den 60er Jahren studirten. Ihr Freund Dr. Strube und ich kamen regelmäßig 2 ml. wöchentlich Abds. zusammen und lasen uns gegenseitig abwechselnd a aus der generellen Morphologie vor. Noch heute frische ich diese Jugenderinnerung, Ihrer und Dr.b Strubes gedenkend, gernec auf. Später lauschte ich mit besonderer Vorliebe im naturw. Vereine Jena Ihren belehrenden Vorträgen und d suchte in Ihre Art zu denken einzudringen; ich glaube mit einigem Erfolg, denn selbst es fühlend, wuchs mein Verständniß auche für die monistischen Anschauungen, die Ihre Forschungen krönen.

Vielleicht haben Sie die Güte Freund R. Anwalt Klinghammer hier || eine Aufforderung zum Beitritt z. Monistenbund und Ihre Schrift „Monismus u. Naturgesetz“ zu schicken und mir, da ich versuchen werde Propaganda für den Verein zu machen, f auch bei P.K. die Angabe eines g üblichen Durchschnittsbeitrags behufs Beitritt zum Monistenbund zu verzeichnen.

Ich habe bedauert, daß die Gelegenheit vorübergegangen ist, daß Sie persönlichh die Bekanntschaft unseres Fürsten, der ebenfalls Ihre Schriften las, zu machen. Leider wird wohl i die dauernde Unpäßlichkeit es verhindern, so. die nächste Zeit wenigstens.

Ich drücke noch die Hoffnung aus, daß Ihre Gesundheit wieder gebessert ist und Sie sich die alte jugendliche Frische bewahrt haben und ich wieder die Freude || haben werde, Sie inj kommendem Wintersem. in den Vorlesungen des naturw. Vereins begrüßen und Ihren Vorträgen folgen zu können, wissenschaftliche Nahrung, nach der ich noch immer Sehnsucht habe, daraus zu schöpfen.

Bitte empfehlen Sie mich und meine Familie den Ihrigen.

Von Haus zu Haus

freundliche Grüße

herzlichst u. dankbar

Ihr

F. Bockelmann

a gestr.: Ihr; b: eingef.: Dr.; c eingef.: gerne; d gestr.: mich; e eingef.: auch; f gestr.: An; g: gestr.: d; h eingef.: daß Sie persönlich; i gestr.: zunächst, j eingef.: in

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
25.09.1906
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 44764
ID
44764