Haeckel, Karl

Karl Haeckel an Ernst Haeckel, [Landsberg a. d. Warthe], [Juni 1861]

Lieber Bruder.

Nach Deinem letzten Briefe hast Du mit dem Offizier nicht viel anders verfahren, als jeder hitzige Häckel verfahren sein würde. Nur bin ich der Meinung, daß man bei Deinen Ansichten vom Duell, – die ich übrigens nicht weiter tadeln kann, wenn ich sie auch nicht durchgängig theile – um so zurückhaltender im Gespräche mit solchen sein muß, die im Duellpunkte anders denken. Es ist sonst äußerst bequem, gegen solche heftig zu werden, die der Duellschranke sich nicht als Abwehr bedienen können. Dies nur im Allgemeinen; nach Deinem letzten Referate magst Du dem || Herrn persönlich nicht zu nahe getreten sein. – Daß Du aber Herrn Rüstow der sich in Unter-Italien im letzten Feldzuge als ein schlechter Praktiker erwiesen haben soll, als Muster aufgestellt hast, zeigt, daß Du in unsren militärischen Kreisen nicht in der Weise bekannt bist, um ein Urtheil über deren Tüchtigkeit zu fällen. Die Mehrzahl taugt so wenig, wie Du es glaubst; aber unter der Minderzahl befinden sich vermuthlich noch mehr tüchtige Elemente, als Du annimmst. – Die allgemeinea Bildung unsres Offiziersstandes ist genügend; die Fachbildung desselben läßt vieles zu wünschen übrig, namentlich die praktische.

− Halte nur darauf, daß Du einen gehörig mit Ziegeln ausgefütterten Kachelofen gesetzt bekommst; Du wirst trotzdem voraussichtlich noch wie ein Schneider frieren.

Dein Karl

a eingef.: allgemeine

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
??.06.1861
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 44688
ID
44688