Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Grunewald, 7. Oktober 1912.

Berlin-Grunewald, Charlottenbrunnerstr. 4

7. October 12.

Hochverehrte Excellenz,

von ganzem Herzen danke ich Ihnen herzlichst für Ihren lieben, guten Brief, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat. Es hat mich so sehr gefreut, daß mein kleiner Blumengruß Sie etwas aufgeheitert hat. Die Rosen hatte ich von der Tochter einer Bekannten erhalten, die sie mir mitgebracht hatte, und da ich sie so schön fand, schickte ich sie schnell Ihnen, lieber, guter Herr Geheimrat. – Es tut mir so leid, daß ich den Geburtstag Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin || nicht früher wußte. So möchte ich Sie hiermit bitten, ihr nachträglich meine aufrichtigsten und herzlichsten Glückwünsche auszurichten. Von Herzen wünsche ich ihr alles Gute, vor Allem, daß das neue Lebensjahr ihr bessere Gesundheit bringen möchte und viel Freude, gleichzeitig mit verehrungsvollsten Grüßen.

Einliegend sende ich Ihnen den Brief von Herrn Direktor Koetschau, hoffend, daß derselbe Sie bei besserer Gesundheit antreffen möchte, daß die bösen rheumatischen Gelenkschmerzen endlich nachlassen möchten!

Ich danke Ihnen sehr für Ihre gütige Erlaubnis; es ist mir aber garnicht recht und ich möchte nur von derselben in soweit a || Gebrauch machen, als ich sagen dürfte, nach Prof. Haeckel’s Kunstformen gearbeitet. Das muß auch genügen! Herr Direktor Koetschau hat sich ein Kissen bestellt nach Tafel 98 Fig. 8. Drymonema victoria. Ich arbeite es ganz in der Art, wie das Ihre, nur daß ich hier die Gonaden mit Chenille plastisch aussticke. In nächster Woche hoffe ich damit fertig zu werden; dann muß man eben abwarten, ob ich darauf Nachbestellungen bekommen werde.

Mein Wunsch wäre es ja auch, bei Verlegern dauernde Beschäftigung zu finden; aber das fält [!] halt sehr schwer. Bei Bong hatte ich ja bis jetzt zu tun, aber nun ist der große Auftrag, den der Verlag hatte, erledigt und sie haben nichts || mehr zu tun. Sie haben mir gesagt, daß sie mir vorläufig noch eine Kleinigkeit Arbeit zuschanzen würden; ich sollte mich aber nach anderer Beschäftigung umsehen, was ich bis jetzt vergeblich getan habe. Mit dem Romney’schen Porträt im Museum bin ich jetzt auch bald fertig, hoffentlich findet sich auch nur ein Käufer dafür.

Einliegend sende ich Ihnen 2 Briefe und eine Karte vom Verleger v. Zezschwitz. Dr. Schellenberg ist wie vorauszusehen war, nicht mit dem Text fertig geworden, da hat sich der Verleger wieder an Dr Vogtherr gewandt, ob er den pharmazeutischen Teil schreiben wollte und Dr. Schellenberg den botanischen. Dr. V. hat aber dankend abgelehnt. Darauf hat er mir den zweiten einliegenden Brief || geschrieben, ich glaube, da steckt auch viel Konkurrenzneid dahinter; denn über die ersten 10 Tafeln hatte er sich mir sowohl, wie Dr. V. gegenüber lobend geäußert und die restlichen 7 Tafeln noch garnicht gesehen. Danach hat sie ihn dann erst Dr. Sch. gesandt, aber wieder zurückverlangt wegen des Textes. Nachdem ich mich nun verpflichtet habe, Aenderungen od. Hinzufügungen auf Wunsch kostenlos b später zu zeichnen, auch event. neue Tafeln anzufertigen, hat v. Z. mir nun endlich die restlichen 7 Tafeln bezahlt; worüber ich sehr froh bin.

Nach dem entsetzlich trostlosen Novembertag von vorgestern, scheint es ja nun Winter werden zu wollen, es herrscht hier || wenigstens ein bitterkalter Wind; und Nachts waren ein paar Grad Frost; immer noch besser als das finstere, naßkalte Wetter. Ich habe jetzt auch den Zahnarzt glücklich hinter mir; ich mußte mir zwei Zähne ziehen lassen. Sonst geht es mir leidlich. Meinem Mann geht es auch etwas besser.

Nun hoffe ich aber von ganzem Herzen, daß es Ihnen, lieber, guter Herr Geheimrat, gut geht, daß Sie vor Allem Linderung Ihrer bösen rheumatischen Gelenkschmerzen haben möchten; daß Sie wieder etwas in’s Freie wohlverpackt haben dürften; bei klarem, || hellem Wetter.

Mit den allerbesten Wünschen und herzlichsten Grüßen, denen sich mein Mann anschließt, bittend mich Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin bestens zu empfehlen, bin ich immer und stets

Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen treu und aufrichtig dankbar ergebene

Ella von Crompton

a gestr.: Ge-; b gestr.: hinzu

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
07.10.1912
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4459
ID
4459