Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Grunewald, 31. August 1912.

Berlin-Grunewald, Charlottenbrunnerstr. 4

31.VIII.12

Hochverehrte Excellenz,

für Ihre lieben Zeilen Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, auf’s Innigste dankend, bedaure ich aufrichtig, daß Sie nun schon wieder solange an’s Zimmer gefesselt sind, noch dazu mit unerträglichen Schmerzen. Kann denn garnichts dafür geschehen? Kann man Ihnen denn garkeine Erleichterung dafür verschaffen? Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen recht gute und baldige Besserung, daß Sie vor || Allem recht bald wieder hinaus können.

Bei uns häufen sich leider die Mißgeschicke, mein Mann legte sich am 27. Abends, nachdem er sich schon einige Tage herumgequält, an einer heftig auftretenden, entzündlichen Nierenerkrankung hin. Vorgestern Abend war es so schlimm, daß der Arzt Kampfereinspritzungen machen mußte und gestern einen Chirurgen zuziehen mußte. Doch soll vorläufig von einem operativen Eingriff abgesehen werden. Es ist wirklich, um am Leben zu verzweifeln! –

Herr Dr. Schellenberg schickte mich auch am 28. früh nach Hause, weil er noch kein Material vorgesucht hätte, er müßte erst weiter mit dem botanischen Teil kommen, bevor || er weiter zeichnen läßt. Er wollte mir dann in einiger Zeit Nachricht geben und teilte mir mit, daß der Verleger ihm geschrieben hätte, er brauchte vorerst mindestens 35 Tafeln, um von denselben für eine Lieferung (7 Tafeln) sich solche in der ziemlich gleichen Farbe aussuchen zu können. Und dann will es der Mann erst nach Verkauf derselben zahlen, daß man soviel unentgeltlich auf Vorrat malt. Ich will noch einmal mit Dr. Sch. sprechen, obgleich ich glaube, daß es wenig Zweck haben wird, da sie dann wahrscheinlich die ganze Sache der anderen Dame geben werden, die augenscheinlich nicht so darauf angewiesen ist, da sie ja vom Museum fest angestellt ist.

Wenn ich nur eine andere Arbeit fände, durch a die ich Geld verdienen könne. Diese ewigen Mißgeschicke und Krankheiten machen vollständig mürbe. –

Doch nun leben Sie wohl, lieber, guter Herr Geheimrat, es tut mir so leid, daß ich Ihnen nichts Erfreulicheres mitteilen kann, aber wen das Unglück verfolgt – Innigste und aufrichtigste Wünsche Ihnen und herzlichste Grüße, mit einer Empfehlung an Ihre hochverehrte Frau Gemahlin bin ich immer

stets Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen innig dankbare, treu ergebene

Ella von Crompton

a gestr.: ich

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
31.08.1912
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4456
ID
4456