Adolph Guyet an Ernst Haeckel, Weimar, 2. September 1885
Weimar, den 2. Sept.
1885
Geehrtester Herr Professor!
Zufällig erfahre ich jetzt von dem Hn. Curator, daß er Ihnen nach seiner Anwesenheit in Weimar zur Göthe-Gesellschaft keine Mittheilung über Ihre Beziehung zu den beabsichtigten Publikationen gemacht. Ich hatte ihn darum ersucht, Ihnen zu sagen, was ich nach Empfang Ihres Briefes gethan, es ist ihm aber, wie es scheint, in dem Lärme der betr. Tage wieder aus || dem Sinn gekommen, so daß er sich meines Auftrages überhaupt nicht mehr erinnert.
Ich gab also Ihren Brief Herrn von Loeper mit dem Ersuchen, Ihnen selbst Nachricht zukommen zu lassen, sobald irgend der Augenblick gekommen sei. Dabei stellte ich die Frage, ob denn einer der Jenaischen Herrn Mitglied der Redaktions-Commission sein werde, u. als Hr. v. Loeper dies verneinte, machte ich darauf aufmerksam, daß dies doch als wünschenswerth erscheine, nannte auch ohne Weiteres Ihren Namen, indem ich die Rücksicht auf die naturwissenschaftlichen Beziehungen || der Arbeit betonte. Von anderer Seite ist, wie ich weiß, der Gedanke angeregt worden, Hrn. Dr. Litzmann als Secretär zu adjungiren.
Von Hn. v. Loeper, der überhaupt kaum faßbar war, erhielt ich weiter keine Aeusserung, als „man werde sehen“ p.
Dies ist es, wovon ich Sie damals durch Vermittelung des Hn. Curators benachrichtigen wollte u. nun heute nachträglich in Kenntniß setzte, indem ich hinzufüge, daß ich weiter von der ganzen Sache nichts gehört habe u. in keiner näheren Beziehung zu derselben mehr stehe, als die jedes Mitglied der Goethe-Gesellschaft hat. ||
Indem ich mich Ihnen, verehrtester Herr Professor, mit hochachtungsvollem Gruße empfehle, bin ich
Ihr
aufrichtig ergebener
Dr. Guyet
Weimar | 2. Septemb. | 1885
P.S. Ich darf wohl darauf rechnen, daß Sie meine Mittheilung vertraulich behandeln.