Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Grunewald, 24. Juli 1912.

Berlin-Grunewald, Charlottenbrunnerstr. 4

24.VII.12.

Hochverehrte Excellenz,

Sie werden mir gütigst verzeihen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, wenn

ich nun doch Ihr liebenswürdiges Anerbieten zurückgreife, mir eventuell die Mittel zur Gründung einer Existenz zu verschaffen. Daß mein Mann trotz eifrigsten Bemühen’s keine Stellung findet, sagte ich ja; nun ist auch Herr Dr. Schellenberg noch bis zum 1. VIII.a verreist. Dann bekomme ich also erst wieder Arbeit. Außerdem hat mir || jetzt

Herr v. Zezschwitz mitgeteilt, daß er mir von jetzt ab erst das Honorar nach Erscheinen der Lieferungen senden könnte. Das bedeutet einen furchtbaren Ausfall für mich, da ich bestimmt mit dieser laufenden Einnahme gerechnet habe und eben dachte, uns somit über Wasser halten zu können. Da müssen wir nach einem anderen Erwerbszweig trachten. Die Sache ist also nicht die, daß Zeitungsausschnitte an Private versandt werden, sondern die Kursschwankungen sollen zu bestimmten Stunden direkt an die größten Getreidehändler, Makler, Banken etc. telephoniert werden. Es liegt hier ein Bedürfnis nach einer solchen Art der Über-||mittlung vor und glaube ich bestimmt, daß wir damit reüssiren würden.

Da es mir beim besten Willen nicht möglich ist, mir die Mittel für den Anfang zu verschaffen, so wage ich es, noch einmal b Ihre große Güte in Anspruch zu nehmen, und Sie herzlich zu bitten, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, ob Sie es mir ermöglichen könnten, ob Sie das Zutrauen in meine Ehrlichkeit haben und mir die Mittel hierzu vorstrecken würden. Ich bin mir der Unbescheidenheit meiner Bitte sehr wohl bewußt, besonders da ich Ihnen keine andere Sicherheit bieten kann, als das Versprechen, sobald ich in den Besitz meines Erbteils trete, ich Ihnen die Summe sofort zurückzahlen würde, sonst in Raten. ||

Es fällt mir furchtbar schwer, Sie, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, darum anzugehen, besonders da ich weiß, daß es Ihnen auch nicht leicht fällt, aber ich sehe sonst gar keinen anderen Ausweg, uns eine Einnahme, eine Existenz zu verschaffen. Darum bitte ich Sie aus Herzensgrund, bitte seien Sie mir nicht böse über meine Bitte und wenn es irgend in Ihrer Macht liegt, erfüllen Sie mir bitte dieselbe. In der Hoffnung, daß es Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, gut geht, und Sie mir meine Bitte nicht übel nehmen, mit der Bitte, mich Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin bestens zu empfehlen, mit einer Empfehlung von meinem Manne, bin ich mit den herzlichsten Grüßen

stets Ihre Sie hochverehrende, Ihnen immer treu und innig dankbar ergebene

Ella von Crompton

a für irrtüml.: XIII; b gestr.: an

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
24.07.1912
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4451
ID
4451