Ernst Haeckel an Oscar Hertwig, Jena, 28. Dezember 1874
Jena 28 Dezembera 74
Lieber Freund!
Durch Ihre freundlichen Weihnachtsgaben für Ihr kleines Patchen haben Sie uns sehr erfreut und namentlich meine Frau in förmliche Rührung versetzt. Sie fand sowohl die Puppe als das Kleidchen „wahrhaft entzückend“, wird aber beide Geschenke noch einige Zeit aufheben, bis die kleine Emma zu besserem Verständniß ihres Werthes gediehen ist. Vorläufig freut sie sich zwar sehr am Anblick der niedlichen Puppe, darf aber noch nicht damit spielen, um sie nicht zu ruiniren. ||
Mit großem Bedauern erfahre ich aus Ihrem Briefe, daß Ihr lieber Vater immer noch leidend ist. Ich wünsche ihm von Herzen baldige und vollständige Herstellung.
Wir haben das Weihnachtsfest ganz still und ruhig, aber sehr vergnügt im engsten Familien-Kreise verlebt. Walter und Lisbeth waren glückselig!
Ich freue mich sehr auf die Oster-Ferien, wo ich zwei Monate am Mittelmeer zu arbeiten und zu reisen, resp. aquarelliren gedenke. Am 1. März werde ich abreisen. || Richard hat Ihnen wohl unsere Pläne mitgetheilt. Es wäre sehr schön, wenn Sie auch sich los machen und mitreisen könnten! Unsere gemeinsame dalmatische Küstenfahrt ist mir noch immer in freundlichster Erinnerung!
Ihnen und Ihren lieben Eltern, sowie Richard, die freundlichsten Grüße und besten Glückwünsche zum neuen Jahr von Ihrem treu ergebenen
Ernst Haeckel
a irrtüml.: Oct