Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Carl Gottlob und Charlotte Haeckel, Jena, 30. Januar 1865

Jena 30.1.65

Liebe Eltern!

Ich benutze die Übersendung meines Berichts an Professor Petersa und an die Akademie der Wissenschaften über meine wunderbare Medusen- Entdeckung, um euch einen herzlichen Gruß mitzusenden und zu sagen, daß es mir leidlich geht, was ihr ja immer gerne hört.

Die vollständige Ausarbeitung der Medusen- Arbeit, mit der ich jetzt endlich ganz fertig bin, hat mir in der letzten Zeit manche gute Stunde bereitet und mir über vieles Schwere hinweggeholfen. b Nach Gegenbaurs Meinung ist es eine Entdeckung ersten Ranges und c bei weitem das Beste, was ich bisher überhaupt bei meinen Untersuchungen gefunden habe. Denkt euch, daß eine Meduse als Knospec aus der Zunge in der Magenhöhle einer anderen Meduse hervorsproßt, und daß diese beiden Medusenformen etwa so verschiedene Thiere sind, wie Hund und Hase oder wie Huhn und Sperling!!

Ich bin der Thatsache ganz sicher und habe die überzeugenden Beweise vor mir liegen. ||

Die Folgen meines Falles beim Turnen sind jetzt ganz beseitigt und ich turne wieder tüchtig fort, aber vorsichtiger.

– Ich werde nun wieder an meine allgemeine zoologische Arbeit gehen auf die ich mich recht freue. –

Schickt diese Zeilen auch an Karl, dem ich für seinen lieben Brief herzlich danke und für alle Landsberger die besten Grüße mitschicke. Ebenso bitte ich Frau Weiß, Barth, Tante Bertha und Gertrud zu grüßen.

Hoffentlich geht es Tante Bertha wieder gut.

Wie geht es Max Sack?

Herzlicher Gruß

und Dank für eure lieben Briefe

Euer Ernst.

a eingef.: an Professor Peters; b gestr.: Die; c gstr.: da; d korr. aus: Knospen;

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
30.01.1865
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 44279
ID
44279