Crompton, Ella von

Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Steglitz, 4. Oktober 1911.

Steglitz – Albrechtstr. 72.

4. Oct. 1911.

Hochverehrte Excellenz,

recht innig und herzlich danke ich Ihnen, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat für Ihre lieben Zeilen und Ihre so überaus liebendwürdige Empfehlung an Herrn Geheimrat Waldeyer!

Es betrübt mich aufrichtig, daß Ihre Genesung so langsam fortschreitet, doch hoffe und glaube ich bestimmt, daß es recht bald wieder ganz gut gehen wird. Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen das Allerbeste! Haben Sie auch gutes Wetter, sodaß Sie viel im Freien sein können?

Vorgestern ging ich gleich in’s anatom. Institut zu Hr. Geh. Rat Waldeyer, der || sehr bedauerte, Ihrer Empfehlung nicht nachkommen zu können, da er bereits 4 Zeichnerinnen fest beschäftigte, die leider auch nicht immer zu tun hätten. Er gab mir jedoch eine Empfehlung an Geh. Rat Hertwig mit, den ich bis jetzt noch nicht antreffen konnte, da er nicht in’s biol. Institut gekommen. Ferner wies mich Hr. Geh. Rat Waldeyer noch an die übrigen Institute.

Daraufhin war ich schon bei Hr. Geh. Rat Schulze, Zool. Inst., der leider auch versehen ist, sich jedoch meine Adresse vorgemerkt hat. Er erkundigte sich sehr teilnehmend nach Ihrem Befinden und wünschte Ihnen alles Gute.

Herr Prof. Brauer, Zool. Museum hat sehr viel zu tun, aber keine Mittel, ihm stehen dafür jährl. nur 300 Mk. zur Verfügung, sodaß er seiner || Zeichnerin jetzt aus Geldmangel kündigen mußte.

Außerdem will ich unter anderem auch noch im Botanischen Garten in Dahlem mein Glück versuchen. – Die Aussichten sind allerdings nicht gerade gut. Der Andrang ist eben überall enorm. – Mit meiner botanischen Arbeit weiß ich noch nichts Näheres. Der Verlag läßt sich Zeit.

Sehr dankbar bin ich Ihnen, hochverehrter Herr Geheimrat, daß Sie so gütig sein wollen, mir später für die event. botan. Arbeit Ihre botan. Werke zu schicken! – ||

Frl. Erna Friederici freute sich sehr über Ihre Zeilen als ganz besondere Geburtstagsfreude. Ich schalt eben tüchtig mit ihr, als ich nun durch Sie erfuhr, das sie Ihnen, hochverehrter Herr Geheimrat, ohne mein Wissen 2 Aufnahmen || von mir geschickt. Es war mir peinlich. Was haben Sie nur davon gedacht?

Edison’s Ausspruch über Sie, hochverehrter Herr Geheimrat, ist auch meine vollste Überzeugung und ich wünschte, ich könnte diese allen Menschen beibringen.

Mein Mann ist leider noch immer recht krank und sehr von Schmerzen geplagt; der Arzt behandelt ihn noch täglich. –

Hoffend, daß diese Zeilen Sie, hochverehrter, lieber, guter Herr Geheimrat, recht frisch und gebessert antreffen möchten, mit aufrichtigstem Dank und herzlichsten Grüßen, sowie innigen Besserungswünschen, bin ich immer

Ihre Sie hochverehrende, Ihnen treu und stets innig dankbar ergebene

Ella von Crompton

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
04.10.1911
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4427
ID
4427