Ernst Haeckel an Elisabeth Margarethe Hantzsch, später Volkmann, geb. Meyer, Jena, 31. Oktober 1915 [Abschrift]
Jena, 31. Oktober 1915
Mein liebes Strahlingskind!
Die armen verwaisten Radiolarien warten sehnsüchtig auf die baldige Ankunft ihrer teuren Artissa-Tante – nicht minder der alte Großpapa, der jeden Abend zum Spaß die strahlenreiche Gaslaterne in der Ernst-Haeckel-Straße bewundert. Hoffentlich kommst Du doch bald? Wann?
Das Manuscript meiner letzten (?) Arbeit „Ewigkeit“ – ist vorgestern (29.10.) fertig nach Berlin zu G.Reimer abgegangen – 8 Druckbogen in 4 Wochen geschrieben (vom 1. – 28. Oktober). Die Broschüre soll Anfang Dezember erscheinen. Es wäre mir sehr lieb, wenn ich die Correktur (und Revisions) Bogen mit Dir zusammen durchgehen könnte; Du sollst scharf kritisieren! – Nun freue ich mich richtig auf unsere gemeinsame Radiolarien-Arbeit! Das „Strahlings-Buch“ soll etwas ganz Besonderes werden: Prima Qualität.
Meine Gesundheit ist jetzt befriedigend (wenigstens für 81¾!) –
Die beiden Mädchen besorgen das Haus gut. Hedwig bittet (wenn möglich!) um 5℔ Reis. An alle Lieben beste Grüße!
Auf baldiges Wiedersehen Dein treuer
Großpapa Ernst Haeckel