Ella von Crompton an Ernst Haeckel, Mosbach, 8. Juli 1909
Mosbach b. Wutha (Kr. Eisenach.)
8.VII.09.
Hochverehrte Excellenz,
da ich zu meiner großen Freude gehört habe, daß Herr Geheimrat wieder erfrischt heimgekehrt sind, möchte ich eine große Bitte an Sie richten, die ich nicht übel zu nehmen bitte.
Meine Verhältnisse haben sich aber so gestaltet, daß ich Alles versuchen muß, um eine Stellung zu erhalten. Ich habe mich schon auf Verschiedenes gemeldet, einmal bei einem Leipziger Kunstverlag, um Vorlagen zu malen u. zu zeichnen, und einmal für eine große Verlags-Firma in schriftliche Tätigkeit. Doch ist es so sehr schwer für mich, da ich weder Zeugnisse noch Empfehlungen habe. Nun || wollte ich Sie, hochverehrter Herr Geheimrat, bitten, ob Sie nicht die Güte haben möchten, mir eine Empfehlung zu geben oder ein Schreiben, daß ich auf Verlangen vorzeigen könnte, das vielleicht als kleine Empfehlung oder Ausweis über mich dienen könnte!
Bitte verzeihen Sie, hochverehrter Herr Geheimrat, gütigst, daß ich Sie mit meiner Bitte belästige, aber ich will und muß unbedingt eine Beschäftigung suchen, sobald als möglich.
Indem ich von Herzen hoffe, daß Ihre wiedererlangte Frische Ihnen, hochverehrter Herr Geheimrat, auch immer erhalten bleiben möchte, und Ihnen Widerwärtigkeiten und Ärger mit kleinlichen Menschen nichts von Ihrer Frische rauben möchten, bin ich mit hochachtungsvollem, herzlichem Gruß
stets Ihre Sie so hochverehrende, Ihnen stets dankbare Ihnen treu ergebene
Ella v. Crompton geb. Gewert