Ernst Haeckel an Moritz Seebeck (Kurator), Jena, 3. Juli 1873
Hochverehrter Herr Geheimer Staatsrath!
Seit zwei Jahren wird die Aßistentenstelle am zoologischen Institute von Herrn Dr. phil. Gottlieb von Koch (aus Hirschberg a/d. Saale, Fürstenthum Reuß) versehen, und zwar, wie in früheren Jahren, unentgeltlich. Herr Dr. von Koch, der mir in jeder Beziehung als ein vortrefflicher, höchst fleißiger, strebsamer und solider junger Mann bekannt ist, hat während dieser Zeit die ihm obliegenden Functionen mit der größten Gewißenhaftigkeit erfüllt, und sowohl durch Anfertigung von Präparaten als auch durch Vermehrung der Sammlung dem zoologischen Institute und Museum ausgezeichnete Dienste geleistet. Da nun derselbe in ziemlich dürftigen Verhältnißen lebt und da die || Mittel des zoologischen Institutes und Museums in diesem Jahre bereits völlig erschöpft und durch den reichen Zuwachs an Sammlungen auch für das nächste Jahr schon beträchtlich occupirt sind, mithin eine Gratification aus diesem ordentlichen Etat nicht möglich ist, möchte ich mich an Sie, hochverehrter Herr Geheimer Staatsrath, mit der Bitte wenden, Herrn Dr. von Koch für dieses Jahr eine außerordentliche Gratification – vielleicht von 100 Thalern – gütigst erwirken zu wollen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr
ergebenster
Haeckel