Ernst Haeckel an Heinrich Eggeling (Kurator), Jena, 28. Januar 1892
DER CURATOR
DER GROßHERZOGL. UND HERZOGL. S. GESAMMT- UNIVERSITÄT
JENA.
Abschrift. C. 148. pr. 29./I. 92
Jena, den 28. Januar 1892.
Bericht von Professor Dr. Haeckel | über die Verwendung des dies|jährigen Ertrages der Ritter-Stif-||tung. 1892.
Hochgeehrtester Herr Curator!
Für die Verwendung des diesjährigen Ertrages der „Paul von Ritter’schen Stiftung für phylogenetische Zoologie“ erlaube ich mir ergebenst die nachstehenden Vorschläge zu machen und der Genehmigung der Großherzoglich und Herzoglich Sächsischen Regierungen zu unterbreiten:
A. 2000 Mk. Jahres-Besoldung für den Inhaber der Ritter-Professur, Dr. Kükenthal.
B. 600 Mk. Besoldung für den Assistenten, Dr. Ernst Göppert.
C. 150 Mk. Vergütung für den Famulus Franz Pohle, für Geschäfte der Bibliothek.
D. 1200 Mk. Reise-Stipendium für Professor Kükenthal, zur Fortsetzung seiner Cetaceen-Studien an den Museen von London, Edinburgh, Kopenhagen, || Christiania.
E. 4000 Mk. für die Bibliothek des Zoologischen Instituts (3000 Mk zur Deckung von Ausgaben im Jahre 1891, 1000 Mk. für die Palaeograhical Society).
F. 1550 Mk. zum Ankauf zoologischer Objecte für die Instituts-Sammlung (Arbeits-Materialien etc.).
Zu dem ersten Antrage (A.) gestatte ich mir motivirend zu bemerken, daß die Erhöhung des Gehalts der Ritter-Professur von 1500 auf 2000 Mk. wohl angemessen erscheint. Professor Kükenthal hat die Obliegenheiten dieser Professur, insbesondere die Leitung der zootomischen Arbeiten im Laboratorium seit 1½ Jahren zur vollen Zufriedenheit versehen und erscheint den persönlichen Verhältnissen nach einer Zulage bedürftig.
Die ausgedehnten und ergebnisreichen Untersuchungen, welche derselbe seit vier Jahren über die vergleichende Anatomie der Cetaceen anstellt, sind umständlich und kostspielig; sie || erfordern zu ihrer Fortsetzung das Studium der in britischen und scandinavischen Universitäten angehäuften Materialien, wofür das Reise-Stipendium von 1200 Mk. (sub D.) dienen soll.
Zu dem fünften Antrage (E) ist zu bemerken, daß 3000 Mk. zur Deckung von Ankäufen für die Zoologische Bibliothek dienen sollen, welche ich selbst im Laufe des Jahres 1891 angelegt habe, die Quittungen derselben liegen beim Universitäts-Rentamt. Weitere 1000 Mk. wünsche ich zur Anschaffung der Transactions der Palaeographical Society (London) zu verwenden, eines werthvollen Werkes, dessen Erwerbung auch von den hiesigen Docenten der Palaeontologie dringend gewünscht wird. Der außerordentliche Zuwachs, welchen die Bibliothek im letzten Jahre durch Ankauf und Austausch erhalten hat, ist noch durch werthvolle Geschenke vergrößert worden. Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat die Forschungsreise S. M. S. Gazelle geschenkt. Dr. Bernhard Weißenborn (der frühere || in Kamerun verstorbene Assistent) hat dem Institute 10 Bände und 50 Abhandlungen vermacht. Ich selbst habe der Bibliothek im letzten Jahre mir zugesandte Werke im Werthe von circa 1500 Mk. geschenkt.
Die Gesammt-Summe obiger Beträge beläuft sich auf 9500 Mk., der Ueberschuß des diesjährigen Ertrages der Ritter-Stiftung ista dem Reserve-Fonds derselben zu überweisen.
Indem ich Sie, hochgeehrter Herr Curator, ersuche, für obige Vorschläge die hohe Genehmigung der Regierungen zu vermitteln, bleibe ich in vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebenster
(gez.) Professor Ernst Haeckel.
Direktor des Zoologischen Instituts.
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