Bericht Ernst Haeckels an den Kurator der Universität Jena, Heinrich Eggeling, die Verwendung der Erträgnisse der Ritter-Stiftung betreffend, Jena, 31. Dezember 1886
DER CURATOR
DER GROSSHERZOGL. UND HERZOGL. S. GESAMMT-UNIVERSITÄT
JENA.
Abschrift! 1715 pr. 31./12.1886.
Bericht von Professor Ernst Haeckel | über die Verwendung des Ertrages der Paul | von Ritterschen Stiftung für phylogenetische Zoologie, | für die Jahre 1886 und 1887.
Jena 31. Dezember 1886.
Hochverehrter Herr Curator!
In dem beifolgenden Berichte vom 30. Dezember habe ich, dem Auftrage des hohen Großherzoglichen Staatsministeriums entsprechend, die allgemeinen Grundsätze dargelegt, welche bei Verwendung des Rein-Ertrags der „Paul von Ritterschen Stiftung für phylogenetische Zoologie“, in Uebereinstimmung mit den Absichten des Stifters, für mich selbst und meinen Amts-Nachfolger maßgebend sein sollen.
Im Anschlusse an jenen Bericht erlaube ich mir, Ew. Hochwohlgeboren nachstehend meine Anträge über die Verwendung jenes Stiftungs-Ertrages für das ablaufende Jahr 1886 und das beginnende Jahr 1887, mit der Bitte um geneigte Befürwortung bei den hohen Regierungen, ganz ergebenst zu überreichen.
I. Für das Jahr 1886.
Nach dem der Halbjahres-Gehalt der „Ritter-Professur für Phylogenie“, für das dritte und vierte || Quartal 1886, an Herrn Professor Dr. Arnold Lang mit 1000 Mk. ausgezahlt worden ist, bleiben auch Mittheilung des Universitäts-Rentamts für dieses Jahr noch 1937 Mk. 90 Pfg. disponibel. Für Verwendung dieser Summe stelle ich ergebenst folgende Anträge:
A. 1000 Mk. (Eintausend Mk) zur Deckung eines Deficits, welches im Etat der zoologischen Bibliothek, schon seit mehreren Jahren langsam wachsend, entstanden ist;
B. 500 Mk (Fünfhundert Mk) als Gratification für den jetzigen (zu Michaelis in die Stelle eingetretenen) ersten Assistenten des Zoologischen Instituts, Dr. B. Weißenborn; derselbe ist ein halbes Jahr hindurch mit Anfertigung eines vollständigen Cataloges, Registrirung und Summirung der Bücher beschäftigt gewesen, und führt die Verwaltung der umfangreichen und werthvollen Bibliothek mit der lobenswertesten Sorgfalt.
C. Der verbleibende Rest von
437 Mk. 90 Pfg. zusammen mit dem Rest von
724 Mk. 30 Pfg., welcher bei Ankauf der Stiftung-Papiere übrig geblieben ist, in Sa. also 1162 Mk. 20 Pfg. ist zum Stiftung-Kapital zu schlagen. ||
II. Für das Jahr 1887.
A. 2000 Mk. Jahres-Gehalt der Ritter-Professur für Phylogenie, an Herrn Professor Dr. Arnold Lang.
B. 600 Mk. Jahres-Gehalt für den Custos und den ersten Assistenten, Dr. Bernhard Weißenborn. (Der bisherige Gehalt dieser Assistenten-Stelle, 300 Mk. jährlich aus der Dotation des Zoologischen Instituts, wird dadurch für fachliche Bedürfnisse des Letzteren disponibel.)
C. 2000 Mk. Reise-Stipendium für eine zoologische Forschungs-Reise, welche ich in den Osterferien 1887 (vom 21. Februar bis 24. April) nach dem griechischen Archipel, den Küsten von Klein-Asien und Syrien, anzutreten beabsichtige. Zweck dieser Reise ist die Erforschung der wenig bekannten marinen Fauna dieser Küsten-Striche. Es ist der besondere Wunsch des Herrn Dr. Paul von Ritter, daß ich selbst von dem Reise-Stipendium seiner Stiftung den ersten Gebrauch mache, und ich thue dies um so lieber, als der Gang meiner Arbeiten mir gegenwärtig ohnehin einen zweimonatlichen Aufenthalt am Mittelmeere sehr wünschenswerth macht. Für den rechtzeitigen Antritt dieser Reise ersuche ich Ew. Hochwohlgeboren freundlichst, mir zwei Wochen Urlaub für den Schluß || des Winter-Semesters (vom 21. Februar bis 5. März) bei dem hohen Staats-Ministerium vermitteln zu wollen. Dafür, daß meine Vorlesungen darunter nicht leiden, werde ich die Sorge tragen.
Indem ich Sie, hochverehrter Herr Curator, ergebenst ersuche, für die obigen Vorschläge die hohe Genehmigung der Großherzoglich und Herzoglich sächsischen Staats-Regierungen gütigst erwirken zu wollen, bleibe ich in vorzüglicher Verehrung
Ihr ganz ergebener
Professor Dr. Ernst Haeckel,
Director des Zoolog. Instituts.