Ernst Haeckel an Japetus Steenstrup, Jena, 10. März 1869
Jena 10 März 69.
Hochgeehrter Herr College!
In den letzten Monaten habe ich mich mit einer zoologischen Monographie der Kalkschwämme beschäftigt. Bevor ich dieselbe für den Druck abschliesse, wäre es mir sehr erwünscht, möglichst viel Material aus dieser interessanten kleinen Gruppen vergleichen zu können, da in der Systematik der Calcispongien sehr viel Verwirrung herrscht. Ich erlaube mir daher an Sie die ergebenste Bitte, dass Sie mir das sämmtliche Material, das Sie von Calcispongien im Kopenhagener Museum besitzen zur gefälligen Durchsicht übersenden möchten. Da es im Ganzen nur wenige Gattungen sind (Grantia, Sycon, Dunstervillia, Ute etc., Alcyoncellum?? Aphroceras??) und lauter kleine Thiere, möchte ich bitten, mir das kleine Paketchen per Post zu übersenden, || unter der Adresse:
An das grossherzogl. Zoolog. Museum zu Jena. Director Prof. Dr. Haeckel.
Sie sollen Alles unversehrt und geordnet zurück erhalten.
Im Vertrauen auf Ihre bekannte Liberalität erlaube ich mir diese Bitte um so mehr, als ich bereits das Material von verschiedenen Sammlungen (Berlin, München etc.) erhalten habe.
Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir zugleich, Sie um Ihre Photographie zu bitten, und Ihnen dagegen meine zu senden. Sollten Sie dem Pakete auch zugleich etwas Polycystinen-Erde, von den Nikobaren-Inseln, zur Förderung meiner Untersuchungen über fossile Radiolarien || beipacken können, so würden Sie mir einen längst gehegten Wunsch erfüllen.
Wenn Sie meinen Freund, Dr. H. Krabbe sehen, bitte ich, denselben freundlich zu grüssen.
Mit der Versicherung meiner vorzüglichen Hochachtung, zu Gegendiensten stets bereit, Ihr ergebenster
Haeckel.