Theodor Wilhelm Engelmann an Ernst Haeckel, Berlin, 19. Juni 1897
Berlin 19.6.97.
Lieber Freund!
Die Zeitungen lügen wie gewöhnlich. Ich bin nur hier um die mir nahezu unbekannten Verhältnisse gründlich kennen zu lernen u. darauf mich zu entscheiden. Daß ich die Stelle nicht so, wie sie ist, übernehmen mag, wirst Du begreiflich finden, u. nur unter Voraussetzung einer gänzlichen Umgestaltung des Unterrichts wie des Laboratoriums werde ich eventuell annehmen. Das Entgegenkommen hier übertrifft allerdings meine Erwartungen, erheischt aber gerade deswegen alle Vorsicht. Bei meinen sehr antibyzantinischen Neigungen u. dem außerordentlich vielen Guten das ich in Utrecht aufgeben würde – nahezu Alles, was die rein menschliche Seite betrifft – wäre eine Zusage unter allen Umständen ein großes Opfer, für dasa nur schwer eine genügende immaterielle Compensation zu geben sein wird. Mit Titel, Ruhm, Orden u. Geld ist da nichts zu machen.b Ich bitte um Weisheit und Vernünftigkeit.
Dein W. E.c ||
AN
Herrn Prof. Dr. E. Haeckel
IN Jena.
a Text weiter am linken Rand: unter … für das; b Text weiter am oberen Rand: nur schwer … zu machen.; c Text weiter am rechten Rand: Ich bitte … Dein W.E.