Engelmann, Theodor Wilhelm

Theodor Wilhelm Engelmann an Ernst Haeckel, Utrecht, 15. Februar 1894

Utrecht 15 Februar 94

Lieber Freund!

Herzlichst gedenken wir Deiner am morgenden Festtage und wären nur gar zu gern dabei. Wer so wie Du seinen 60tn Geburtstag feiert, auf solche 60 Jahre zurückblicken kann, den darf man wohl glücklich preisen und beglückwünschen, auch zu dem was noch kommen wird. || Ich kann Dir nur sagen, dass der Rückblick auf Dein Schaffen und Deine unvergleichliche Frische mir nach wie vor ein wahres Labsal bleibt. Möge ein gütiges Geschick Dich lange noch den Deinen, Deinen Freunden und Deiner geliebten Wissenschaft erhalten! Für uns bedarf es keines Marmors um Dich uns lebendig zu erhalten. Der kalte Stein will mir nicht für Dich passen, den ich mir nur || in warmen leuchtenden Farben und in lebendiger Bewegung denken kann. Möchte der Künstler der Deine Züge der Nachwelt überliefern soll, wenigstens nicht zu weit hinter dem Original geblieben sein! Wir haben in letzter Zeit mit zwei Marmorbildern von Donders traurige Erfahrungen gemacht. Das Beste ist vielleicht noch, dass sie nichts mit dem Urbild gemein haben!

Hoffentlich wird der Sommer uns die so lange || schon erhoffte Freude bringen Dich wiederzusehen. Unser Leipziger Aufenthalt war diesmal so kurz und durch so mancherlei Störung beeinflusst, dass wir nicht einmal unsere Absicht ausführen konnten an Villa Hans Meyer anzuklopfen. Auch das soll aber, mit Erlaubniss der Bewohner, nachgeholt werden.

Bleibe der Alte – Junge, auch für uns, und denke, dass wir in absentia Dir morgen von Herzen und nach Kräften festlich huldigend nahe sind.

Immer Dein

Th. W. Engelmann.

Von meiner Frau, Deiner Dich zärtlich verehrenden Adoptivtochter, einen ganz besonderen Geburtstagsgruss, auch für Deine verehrte Frau.a

a Text weiter am linken Rand von S. 1: Von … Frau.

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
15.02.1894
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4200
ID
4200