Emma Engelmann an Ernst Haeckel, Utrecht, 18. November 1893
Utrecht, 18/11 93.
Lieber und verehrter
Herr Professor!
Daß Sie in Ihrer Güte wieder so freundlich an mich gedacht haben, hat mich sehr glücklich gemacht. Ihre schönen interessanten Reisebriefe zu besitzen ist schon ein Schatz; und nun noch mit einer so lieben, || dankenswerthen Dedication! Ihre kostbare Sendung hat uns hoch erfreut – sehe ich doch auch einen neuen Beweis Ihrer treuen Freundschaft darin, die Sie Willy und mir bis zu Ihrem Lebensende erhalten wollen. Wir tragen Ihnen auch keine Hamann’sche Scheinheiligkeit zu! Der Proceß muß Ihrem Herzen weh gethan haben! Und wie er-||bärmlich handelt das Gericht solchen Schurken gegenüber! Daß der moralische Sieg Sie schließlich doch beglücken muß, ist aber der beste Trost! –
Wir hoffen, daß ein gütiges Geschick uns Weihnachten mit Ihnen in Leipzig zusammenführt; vielleicht nach Neujahr? Wir bedürfen der erfreulichen, erfrischenden und stärkenden Eindrücke, und || das Alles können Sie uns besser verschaffen als irgend Jemand sonst! Wir haben im Frühjahr viele Sorge gehabt, und mein Gemüth hat sich noch nicht davon erholt. Wie sehr werden wir uns freuen Sie wiederzusehen!
In dankbarer Verehrung
Ihre
Sie freundlich grüßende
Emma Engelmann.