Engelmann, Theodor Wilhelm

Theodor Wilhelm Engelmann an Ernst Haeckel, Utrecht, 15. Dezember 1891

Utrecht 15 December 91.

Lieber Freund und Schwiegervater in statu nascenti!

Dass weder meine Frau noch ich auf die so freundliche wie erfreuliche und verlockende Einladung zum Polterabend u. Hochzeitsfeste Deines holdseligen Töchterleins bisher geantwortet, wirst Du Dir als Naturforscher leicht haben erklären können. Solche Einladungen wünscht u. hofft man natürlich anzunehmen. Wenn sich der Erfüllung dieser Wünsche und Hoffnungen Schwierigkeiten in den Weg stellen, thut man sein Möglichstes || diese aus dem Weg zu räumen u. giebt die Hoffnung nicht auf. Jedenfalls antwortet man nicht, ehe man nicht muss, mit einem traurigen Nein! Leider nun bin ich heute in dieser traurigen Lage angekommen und muss zu unserem grössten Bedauern schreiben, dass wir auf die grosse Freude verzichten müssen, die Eure liebenswürdige Einladung uns in Aussicht stellte. Meine gute Frau, Dein Dich so hochverehrendes Pseudo-Stieftöchterlein, liegt seit einer Woche mit einem heftigen Bronchialkatarrh zu Bett u. wird, wenn sie auch bereits wieder in Besserung begriffen, in keinem Falle zu einer Reise nach Jena innerhalb so || kurzer Frist fähig sein. Unsere Absicht diesmal das Weihnachtsfest in Leipzig zu feiern, wird somit auch wohl vereitelt werden u. wir hoffen nur so weit zu kommen, dass wir den Kindern hier noch zur rechten Zeit den Tannenbaum anzünden können.

Es thut uns beiden entsetzlich Leid. Ich kann Dir nur für die freundliche Absicht danken. Dich versichern, dass wir in herzlichster Theilnahme Eurer gedenken werden und dem jungen Paare mit den wärmsten Wünschen folgen! Mögen Ihnen die glücklichsten Jahre blühen und damit auch den Eltern eine Quelle neuen reichsten Glückes sich erschließen!

Von Herzen in alter Gesinnung

Dein treu ergebener

Th. W. Engelmann.

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
15.12.1891
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 4196
ID
4196